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welche erst wieder im 30jährigen Kriege von Kriegsdrangsalen heimgesucht wurde. Mehrere frühere harte Durchzüge abgerechnet, kam der erste empfindliche Schlag, der Rottweil in diesem Kriege traf, erst im J. 1632 von Seite Württembergs. Da der Herzog Administrator Julius Friedrich in der Gegend österreichische Besitzungen einnehmen wollte, aber auf Widerstand stieß, so rückten am 2. Okt. 1632 der württembergische Oberst Rau und der Oberstlieutenant Bernhard von Gültlingen vor die Stadt und stellten an sie – ähnlich wie gleich darauf an Villingen – das Ansinnen, sie solle sich gegen Erlegung eines noch zu bestimmenden Schutzgeldes in den württembergischen Schutz begeben. Die Stadt erklärte sich bereit, deßhalb Kommissäre nach Stuttgart zu schicken, bat aber inzwischen die österreichische Regierung zu Ensisheim um Succurs und rüstete sich schleunigst zur Wehr. Als nun aber in der zweiten Hälfte Novembers bei dem Marsche durch das rottweilische Seedorf eine württembergische Abtheilung durch rottweilische Unterthanen überfallen wurde, rückte zur Strafe hiefür ein württ. Heerhaufe unter dem Oberstlieutenant von Rieppur den 14. Dec. vor die Stadt, und dieselbe mußte sich am 16. d. M. trotz tapferen Widerstandes, weil keine genügenden Vertheidigungsanstalten getroffen waren, ergeben. Die Stadt und die Landschaft hatte nunmehr unsäglich zu leiden. Außer der Verpflegung der in die Stadt gelegten Besatzung, welche über 1000 Mann stark war, hatte sie monatlich 5040 fl. zu bezahlen und den 10. Theil ihrer Frucht, Pferde und Rinder abzuliefern; die öffentlichen Kassen wurden so erschöpft, daß man die vorhandenen Silbergeräthe nach Schaffhausen und Straßburg verkaufen mußte, deren Erlös aber noch lange nicht zur Bezahlung der nothwendigen Ausgaben hinreichte; der gräulichen Zügellosigkeit der Soldaten konnte auch durch herzogliche Befehle nicht genügend gesteuert werden. Im Nov. 1633 kamen die Schweden unter dem Feldmarschall Horn durch die Stadt, und nahe bei derselben nahmen die Kroaten den schwedischen Oberst von Degenfeld mit einem Rittmeister und 10 Mann gefangen. Nach der Nördlinger Schlacht vom 27. Aug. 1634 zogen zwar die feindlichen Truppen ab, allein im September d. J. wurde der Stadt eine kaiserliche Garnison aufgedrungen[1], und die befreundeten kaiserlichen


  1. Vgl. N. Schleicher, Beitrag zur Geschichte der Stadt Villingen mit besonderer Beziehung auf die Wasserbelagerung im J. 1634 (woselbst auch sonst einige Ausführungen über die Schicksale der Orte des Oberamts während des 30jährigen Krieges gegeben werden) S. 59 ff.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)