Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sieht, lag etwa eine Stunde nordöstlich von der Stadt unfern der Landstraße nach Neukirch. (Über einige andere Burgen s. unten.)

Von abgegangenen Orten nennen wir: den Bollershof; er lag vermuthlich bei der jetzigen Ziegelhütte an der Straße von Rottweil nach Hausen o. R. Der Hof soll mit dem dazu gehörigen Gut Eigenthum einer Rottweiler Familie Boller gewesen sein. Heute noch wird ein nahe gelegener Wald „Bollershof“ genannt. Der Ort Angstdorf lag oberhalb der Spitalmühle (s. oben) und der Ort Briel stand in der Nähe von Hardthaus.

Endlich haben wir noch einige Benennungen, die von historischem Werth sein könnten, anzuführen, wie die Schelmengasse; sie führt zwischen der Katzensteigmühle und der Vögelesmühle auf die Anhöhe, wo der Flurname „Schelmenacker“ vorkommt. Ohne Zweifel bestand hier ein Begräbnißfeld, ebenso in der westlich von der Stadt am Fuß des Mittelbergs gelegenen Todtengrübe. Zwischen Rottenmünster und Bühlingen liegt das Marterthal; hier sollen schon viele menschliche Gebeine ausgegraben worden sein. Ein alter Weg, der Reitweg genannt, führt westlich der früheren Landstraße von Rottweil nach Rottenmünster.

Geschichte der Stadt Rottweil.

Die am frühesten in Originalurkunden vorkommenden Schreibweisen des Namens der Stadt sind Rotuuila (902), Rothwilo (1158), Rotwil (1240). Über die Ableitung dieses Namens herrschen sehr verschiedene Ansichten (vergl. Ruckgaber 1, 16 ff.); am richtigsten möchte es sein, denselben auf „raud“ (altnordisch: raudhr, angelsächsisch: read, altsächsisch: rôd, althochdeutsch: rôt, neuhochdeutsch: roth) zurückzuführen (Förstemann, Altdeutsches Namensbuch Bd. 2, Aufl. 2, Sp. 1228).

Die Stadt, in der Bertholdsbaar gelegen (vergl. oben S. 150), tritt schon in der Karolingerzeit in der Geschichte öfters auf; königliches Kammergut und eine vom Oberhaupte des Reiches nicht selten besuchte königliche Pfalz befand sich hier. Es sind namentlich folgende Fälle zu nennen, in welchen Rottweil bis zum Untergang der Hohenstaufen aufgeführt wird[1]. Vom Jahre 771 wird in der Lebensgeschichte des hl. Gallus das Wunder erzählt, daß einem Mann „in fisco regali Rotundavilla“ bei einem Opfer zur Strafe für einen Diebstahl und Betrug Wachs in harten Stein verwandelt worden sei (Mittheil. zur vaterl. Gesch. hgg. von dem histor. Verein


  1. Rotuvilla curtis regalis“ in Form. Alsat. nro. 10 (vergl. Stälin 1, 287) ist wohl einer fingirten Urkunde entlehnt. S. Dümmler, das Formelbuch des Bischofs Salomo III. von Constanz S. 90.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)