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Straßenmaterial gewonnen wird, zwei im Muschelkalkdolomit, der eine an der Straße nach Villingen, der andere an der Prim, und ein Tuffsteinbruch, auf Bühlinger Markung gelegen, jedoch Eigenthum der Stadtgemeinde; auch sind Gips- und Lehmgruben vorhanden. Das Klima ist ziemlich mild und erlaubt noch einen namhaften Obstbau; feinere Gewächse, wie Gurken, Bohnen etc. gedeihen in günstigen Jahrgängen. Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen zuweilen vor, auch ist die Gegend feuchten Winden ausgesetzt. Hagelschlag kommt seit einigen Jahren häufiger vor als früher und hat namentlich in den Jahren 1864 und 1872 die Markung auf’s empfindlichste heimgesucht. 1

Die Landwirthschaft wird so viel als immer möglich mit Fleiß rationell betrieben und der Boden, mit Ausnahme der gewöhnlichen Düngungsmittel, mit Gips, Asche und Kompost zu verbessern gesucht; vervollkommnete Ackergeräthe, unter denen der Brabanter- und der amerikanische Wendepflug sehr häufig in Anwendung kommen, sind beinahe alle eingeführt. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Weizen, ferner Kartoffeln, Luzerne, Reps, Mohn, Flachs und Hanf. Von den Getreide-Erzeugnissen können über den eigenen Bedarf jährlich etwa 5000 Scheffel Dinkel, 2000 Scheffel Gerste, 3000 Scheffel Weizen und 3000 Scheffel Haber nach außen, hauptsächlich nach Baden und Elsaß verkauft werden. Die übrigen Felderzeugnisse werden in der Stadt selbst verbraucht. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, von dem viel nach außen abgesetzt wird; die Wiesen sind durchaus zweimähdig und haben keine Wässerungseinrichtungen. Der Gartenbau ist von Bedeutung, und neben manchen zum Vergnügen hübsch angelegten Gärten, umgeben die Stadt ringsum Gemüse- und Baumgärten. Es sind drei Handelsgärtner vorhanden, die einen namhaften Handel mit Gemüsen, Blumen und Jungstämmen treiben. Der seit 4 Jahren bestehende Verschönerungsverein hat freundliche Anlagen beim Hochthurm und an der Straße zu dem Bahnhof herstellen lassen. Die immer noch im Zunehmen begriffene Obstzucht wird mit großer Umsicht sehr fleißig betrieben und zur besonderen Pflege sind 2 Baumwarte und in der Person des Stadtraths Herderer ein Obstbaumaufseher aufgestellt; letzterem ist nicht allein die Überwachung und Förderung der Obstzucht für die Stadtgemeinde, sondern auch für den ganzen Oberamtsbezirk übertragen, und dessen Eifer und Kenntnisse haben die Obstzucht wesentlich gehoben, so daß gegenwärtig auf der Markung Rottweil allein 26.000 Obstbäume stehen. Man pflanzt vorzugsweise Goldparmäne, rothe Strömlinge, sog. Siebenschläfer, Junkersbirnen, Bratbirnen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)