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Von berühmten Rottweilern[1] sind folgende zu nennen:

Michael Rubellus (Roth). Diesem, durch seine gründlichen Kenntnisse, besonders seinen schönen lateinischen Stil, ausgezeichneten Lehrer verdankte die Rottweiler Schule im Beginne des 16. Jahrhunderts ihre Berühmtheit, vermöge der sie namentlich auch aus der benachbarten und verbündeten Schweiz strebsame Jünglinge anzog, so den Heinrich Glareanus (Loriti) aus Mollis im Kanton Glarus, den Freund des Erasmus von Rotterdam, und den Oswald Myconius (Geißhüsler) aus Luzern, Pfarrer und Professor in Basel. Im Jahre 1510 wurde R. von Rottweil als Lehrer der klassischen Wissenschaften und der Musik nach Bern berufen, und von seinen Schülern theilweise auch dorthin begleitet. (Vergl. u. a. Wolf, Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz 1, 1 und 2; Kirchhofer, Oswald Myconius 1 ff.)

Melchior Volmar Roth, Neffe und Schüler des vorigen. Im Jahre 1497 zu Rottweil geboren, ging er im Jahre 1521 nach Paris, wo er, der erste unter 100 Kandidaten, die Magisterwürde erhielt, lehrte als solcher allda drei Jahre und wurde Prokurator der deutschen Nation. Als Anhänger der Reformation verdächtigt errichtete er zu Orleans eine Privatschule, wurde dann von der Königin von Navarra, Margarethe von Valois, als ordentlicher Lehrer der griechischen Sprache nach Bourges berufen, kam aber 1535 als Lehrer des Civilrechts nach Tübingen, trat daselbst 1544 als Lehrer der griechischen und lateinischen Sprachen in die Artistenfakultät ein, und starb im Jahre 1561 zu Isny, der Heimath seiner Gattin. In den Jahren 1539 und 1540 wurde er von Herzog Ulrich zu Gesandtschaften nach Frankreich verwandt. Während seines früheren französischen Aufenthaltes verdankte ihm Theodor Beza seine ganze Erziehung und Bildung, Calvin die erste Richtung auf eine schriftmäßige Religion (Vergl. u. a. Schnurrer Chr. Fr., Oratt accad. p. 101–112; Herminjard Correspondance des réformateurs 2, 280, Stälin 4, 402.)

Valerius Anselm, genannt Rüd, Sohn eines angesehenen Rottweiler Bürgers, praktischer Arzt in Rottweil und besonders um Ausbreitung der Reformation dort bemüht, bis er im Jahre 1529 durch die dortigen Religionswirren gedrängt mit 5 Personen nach Bern auswanderte. Hier fand er ein ehrenvolles Unterkommen, wurde Stadtarzt, in der Folge auch Geschichtschreiber des Kantons Bern, in welcher Hinsicht er 60 fl. 20 Mütt Dinkel, 10 Fuder Holz unter der Bedingung ausschließlicher Arbeit an der Geschichte


  1. Vergl. Ruckgaber 2b, 494–528.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)