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Im Innern mancher dieser Häuser findet sich sodann jene schon beim Stadtwirthshaus beschriebene eigenthümliche und so wirksame Anordnung, daß innen die Wand zwischen den Fenstern auf Säulen ruht; es sind meist hölzerne und zum Theil sehr reiche korinthische Säulen, so im Hause des Baptist Maier; hier stehen vor dem Erker zwei prächtige Holzsäulen, auch die Balkendecke ist hier schön geschnitzt in der Art jener im Stadtschultheißenzimmer auf dem Rathhaus. Die Anordnungen mit Säulchen findet man auch im Gasthof zum wilden Mann, in der Bierbrauerei zum Pfauen, im Haus des Lederhändlers Wolf, im vorderen Spital, und in vielen anderen Häusern. Von malerischem Werth sind mitunter auch die fast an jedem älteren Haus angebrachten hölzernen Krahnenausbauten (Aufzüge); auch reich gezierten Wirthshausschilden und hübsch geschnitzten Hausthüren begegnet man nicht selten.

Endlich wären noch zu erwähnen im Gasthaus zum Stern (neben dem Grathwohl’schen Hause) innen schöne Thürumrahmungen, dann am Gasthaus zu den drei Königen (obere Hochmaiengasse) ein hübsches steinernes Renaissanceportal mit den Brustbildern von drei Heiligen, und auf dem Friedrichsplatz bei der protestantischen Kirche ein spitzbogiger Eingang, in dessen Bogenfeld ein schöner, großer (schwarzer) Adler (Stadtadler) ausgehauen ist.

Endlich sind noch als schöne Gebäude aus der Neuzeit anzuführen: das Hotel Gaßner, dann in der Hochbrückenvorstadt die Wohnhäuser des Kaufmanns Widmann, des Werkmeisters Glantz, des Kommissärs Haberer, der Wittwe Flaitz, des Kaufmanns Held, des Professors Dr. Rapp u. s. w.

Meist gutes Trinkwasser lieferten bis jetzt 25 (16 in Rottweil und 9 in Altstadt) öffentliche laufende Brunnen und 3 Privatbrunnen, und zwar in der Menge, daß eigentlicher Wassermangel nie eintrat, indessen war die Stadt doch nicht reichlich genug mit gutem Wasser versehen, weshalb der Gemeinderath den Beschluß faßte, eine großartige Wasserleitung nach dem Plane des Oberbauraths von Ehmann herstellen zu lassen, die am 1. August 1873 angefangen, und auf den 1. Okt. 1874 vollendet wurde. Die Kosten beliefen sich auf etwa 100.000 fl. Das Wasser wird aus einer sehr reichhaltigen guten Quelle im Brunnenthälchen gefaßt und mittelst eines Pumpwerks bis zu dem beim Hochthurm angelegten Reservoir 335′ = 96 Meter hinaufgetrieben; dasselbe ist 20,56 Meter lang und 13,0 breit mit einem Inhalt von 500 Cubikmeter = 1700 württ. Eimer. Hievon werden 25 öffentliche, theils laufende, theils sich selbst schließende Brunnen und 250 Gebäude mit Wasser versehen. Die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)