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an dem sich Blumengeranke hinaufzieht, in das Zimmer des Stadtschultheißen, das wieder mit schöner gothischer Holzbalkendecke geschmückt ist; an den Balken sieht man Lilien und Schildchen ausgeschnitzt, am Pfeiler zwischen beiden Fenstern das Stadtwappen und darüber eine mit einem Landsknecht verzierte Konsole. Das oben erwähnte Steinpförtchen ist auch in diesem Gemach künstlerisch ausgebildet und trägt an seinem steilen Giebel das Zeichen des Baumeisters. Dann bewahrt man hier noch die sehr schön geschriebene goldene Bulle vom Jahre 1434 s. u., ein altes geschnitztes Ballotagekästchen und eine hübsche Uhr mit der Jahreszahl 1760. Vor der mit schönem Schmiedeisenwerk beschlagenen Thüre des Rathhaussaales sind zwei ganz trefflich aus Holz geschnitzte Steinbocksköpfe mit je 3 Fuß langen echten Steinbockshörnern angebracht; die Böcke wurden im Jahre 1583 bei Herrenzimmern geschossen.

2. Die 1872 erbaute Wachstube liegt gegenüber (östlich) vom Rathhaus; sie enthält die städtischen Arrestlokale.

3. Das 1802 erbaute Kaufhaus, ein massives dreistockiges Gebäude, bildet die Ecke von der Hauptstraße und dem Friedrichsplatz; in demselben befinden sich im unteren Stock die Fruchtschranne, im zweiten das Schmalzwaglokal, der hübsche Bürgersaal und mehrere Nebenzimmer, im dritten die Gelasse für das Kreisgericht.

4. Das in neuester Zeit erbaute städtische Backhaus steht beim Farbbrunnen.

5. Der massiv erbaute ehemalige städtische Fruchtkasten steht in der oberen Hochmaienstraße und wird gegenwärtig zu Trockenböden für Hopfen benützt.

6. Außerhalb des ehemaligen Neuthors steht das städtische Holzmagazin, auf das jährlich 5–600 Klafter eingeführt werden, so daß die Einwohner immer trockenes Holz beziehen können.

Im Eigenthum der Stiftungspflege stehen:

1. Das bei der Heiligkreuzkirche gelegene ehemalige Bruderschaftsgebäude, ein massiv gebautes Haus, welches die Wohnungen des Stadtschultheißen, des Armenfondspflegers, das Eichamt und mehrere andere Gelasse enthält.

2. Das 1753 z. Th. neu erbaute deutsche Schulgebäude, früher Dominikanerkloster, ein großes dreistockiges, aus zwei Flügeln bestehendes massives Gebäude mit großem Hofraum und Garten, ist an die evangelische Kirche angebaut; es enthält in dem unteren noch frühgothischen Stockwerke Holzlegen und verpachtete Räume, in den übrigen Stockwerken 9 Lehrzimmer und die Wohnungen von zwei Schulmeistern; von den übrigen Schulmeistern wohnen zwei in einem Stiftungsgebäude in der Hauptstraße (ehem. Herderer’sches Haus),

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)