Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

herrlichen mit zwei Nischen für Heiligenfiguren belebten Mittelpfeiler, an dem die Jahreszahl 1521 steht. An der Nordwand erhebt sich eine sehr schöne steinerne gothische Pforte, oben in der rundbogigen Lünette mit zwei Drachen und drei Schildern (mit Reichs- und Stadtadlern) u. s. w., die Felder der hölzernen Thüre sind von trefflichem Maßwerk übersponnen. In den Fenstern prangen zahlreiche Glasgemälde:

1) Das Wappen des Johann Ludwig Grave zu Sulcz, vom Jahre 1549.

2) Das Wappen des Jerg von Hohenhaim, genannt Bombastt, vom Jahre 1554.

3) Das Wappen der Stadt, vom Jahre 1541.

4) Das Wappen des Hanss Bastian Ifflinger von Graneck, vom Jahre 1543.

5) Die Wappen der Achtzehner vom Jahre 1634; innen Krönung Mariä. Auch liest man hier folgende Sprüche:

Ein könig Seinen lieben seinen erzelt,
Die einheligkeit alles erhelt,
ein Jeitziger (einziger) Stab gnelt lichtlich ab,
einer Bürde man nit Bricht ab.

Ferner:

Hurtdaille (urtheile) nit auff eine klag,
Here auch vor was der ander sag.

6) Eine Sonnenuhr mit dem Stadtwappen und der Jahreszahl 1553; oben Wilhelm Tell, sehr gut.

7) Ein lustiges Gelage, die Meverschaft zu lovfen, vom Jahre 1553, sehr schön.

8) Ein schönes Wappen des Conradt von Mock, burgermeisters zu rotweil, 1540.

Außerdem besitzt der Saal ein sehr hübsches Ölbildchen eines der letzten Bürgermeister der freien Reichsstadt Rottweil, Franz Joseph Maier, unten steht K. 1787. Auch der gußeiserne Ofen mit dem Reichswappen und der Jahreszahl 1761 ist bemerkenswerth.

An der Westseite führt ein reizendes steinernes Renaissancepförtchen,


  1. Graf Max Lamberg, welcher die Sache selbst mit angesehen haben will, erzählt in seinen lettres critiques morales et politiques 1786, tom. 2 p. 76, auf dem hiesigen Rathhause habe sich eine den Röm. Kaiser vorstellende Statue befunden; um nun beim Ableben eines Kaisers sich nicht unnöthige Kosten zu machen, werde nur der Kopf dieser Statue mit einem Gesichte überklebt und übermalt, das dem neuen Kaiser ungefähr gleicht; diesen Dienst habe die Statue der Stadt schon fast 300 Jahre geleistet (Moser Patriot. Archiv II, 449).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0197.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)