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Markgröningen. Die Schlußsteine des nördlichen Seitenschiffes enthalten wieder ähnliche Darstellungen, darunter eine Heilige mit Winkelhacken und Hammer, dann St. Reinhold, Johannes den Täufer, Johannes den Evang., Andreas, Nikolas, das Zeichen des Baumeisters, das Stadtwappen, Barbara, Erasmus, Katharina, dann Marterinstrumente, Christi Brustbild segnend, u. s. w.; auf einem der Nebenschlußsteine steht das Jahr der Überwölbung 1504. Die frühgothischen, schönen Rippenkreuzgewölbe des Chors, zum Theil auf herrlichen Blätterkonsolen ruhend, haben auf ihren drei Schlußsteinen prachtvolle Blätterkränze und auf dem östlichsten das Lamm Gottes.

Kapellen (im Ganzen 14) ziehen sich an Kirche und Chor hin; betreten wir die Kirche von Westen, so zeigt sich zuerst rechts die große Taufkapelle (Nepomukskapelle). Auf einem der drei Schlußsteine ihres schönen spätgothischen Netzgewölbes, das auf Fratzenköpfen ruht, sieht man Stifter und Stifterin vor einem Häfelein, aus dem ein Crucifixus hervortaucht. Von sämtlichen Kapellen ist wohl am schönsten gewölbt, die am Südeingang der Kirche gelegene; ihr prächtiges Netzgewölbe ruht auf sehr kunstvoll gearbeiteten Trägern: Fratzen, dem Brustbild des Baumeisters (?) und denen der vier Evangelisten; der Schlußstein enthält, gleichwie auch der der gerade gegenüber liegenden Kapelle, das Zeichen des Baumeisters. Die südlich an den früher frei stehenden Chor gebaute Kapelle ist nichts anderes als die östliche Endigung des südlichen Seitenschiffes und war vor der Restauration offen, sie enthält die Fortsetzung seiner reichen Netzgewölbe, viele Schlußsteine und burleske Konsolen mit Thier- und Fratzengebilden; auf den Schlußsteinen sieht man Marterwerkzeuge, Agnus dei, Christi Haupt auf dem Schweißtuch, und wieder das Zeichen des Baumeisters.

Außer dieser so reichen baulichen Ausstattung besitzt die Kirche eine Menge vortrefflicher Werke der Bildschnitzerei, dann schöne Ölgemälde, und die Fenster des Chores strahlen in prachtvollen modernen Glasmalereien, gestiftet von König Wilhelm. Es sind die fünf östlichsten Chorfenster. Das erste Fenster links enthält als Hauptbild den Sündenfall, darunter die Austreibung aus dem Paradies, oben Isaaks Opferung; das nächste im Hauptbild Christi Geburt, unten den englischen Gruß. Das mittlere Fenster zeigt in herrlichem Laubwerk sechs Engel mit Marterwerkzeugen, unten steht die Inschrift: Gezeichnet und gemalt von Gebrüder Kellner in Nürnberg 1841.

Im vierten Fenster sieht man als Hauptbild die Grablegung, unten Auferstehung, oben Himmelfahrt. Das fünfte stellt den verewigten König Wilhelm (in württembergischer Militäruniform) dar und die allegorische Gestalt der Stadt Rottweil, der König steht, die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)