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und die nördlich daran stoßende Sakristei errichtet. Der letzte, den ganzen Plan der Kirche verändernde Umbau geschah sodann zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts; die Jahreszahlen gehen hier von 1497–1534.

Die Abmessungen der Kirche sind jetzt folgende: Die lichte Breite des Langhauses beträgt im Ganzen 94 württemb. Fuß (1 w. F. = 0,286 m), hievon kommen auf die lichte Breite des Mittel-(Hoch)schiffes 28, die lichte Breite des südlichen Seitenschiffes sammt den Kapellen 27, ohne die Kapellen 19, auf die lichte Breite des nördlichen Seitenschiffes sammt den Kapellen 31, ohne Kapellen 22 F.; das südliche Seitenschiff ist also um 3 F., und seine Kapellen sind wieder um 1 F. schmäler. Ohne Zweifel verhinderte das Stehenbleiben des spätromanischen Thurmes (s. Grundr.) die weitere Verbreiterung des südlichen Seitenschiffes, man mußte seine Südmauer in die Südflucht des Thurmes bringen. Die Entfernung eines Arkadenpfeilerkernes vom andern beträgt 18 F., die ganze lichte Länge der Schiffe 150 F. beiläufig, die ganze lichte Länge der Kirche 203 F., hievon kommt auf den Chor bei 36 F. lichter Breite eine lichte Länge (samt dem Triumphbogen) von 54 F. (oder 11/2 × 36). Wäre das südliche Seitenschiff ebenso breit wie das nördliche gemacht worden, so hätten wir eine äußere Breite der Kirche, welche die Hälfte der äußern Länge (214 F.) betrüge, aber auch so ist die Breiten- zur Längen- und Höhenentwicklung außergewöhnlich groß. Die ganze Breite der ursprünglichen Basilika war wohl nur 70 F., weil die noch nachweisbare äußere des romanischen Hochschiffes 35 F. beträgt.

Betrachten wir die Kirche, die nach dem Gesagten von außen keine einheitliche Wirkung machen kann, genauer. Die Westseite bildet jetzt eine breite mit einigen spätgothischen Maßwerksfenstern belebte Fronte, weil nach dem letzten Umbau zu Ende des 15. Jahrhunderts das Hochschiff nur wenig über die Seitenschiffe emporragend gemacht wurde. Das Portal erinnert noch an den ersten, und das streng gefüllte Spitzbogenfenster des nördlichen Seitenschiffes an den zweiten Bau der Kirche. Das Portal treppt sich dreimal mit je einem Säulchen in der Ecke ein, die Kapitelle der Säulchen wurden in der Renaissancezeit durch etwas unförmliche korinthische ersetzt und über ihnen schließt sich die hier fortgesetzte so reiche Gliederung der Portalwände in gedrücktem Spitzbogen zusammen; über ihm ein großes spätgothisches Fenster. Die ganze Westseite der Kirche sitzt (wohl noch von dem Brandschutte des Jahres 1696 her) viel zu tief im Boden, so daß zum Portale sechs Stufen hinabführen; was seine Schönheit sehr beeinträchtigt, und dann führen erst noch einige Stufen auf den Boden der Kirche hinab. Noch ist zu bemerken, daß oben in der Westfaçade

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)