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Stuttgart. Die Erhebung über das Mittelmeer beträgt 2086 württembergische Fuß = 563 M. (Kaufhaus, Erdfläche an der Straßenecke).

Die Stadt ist der Sitz eines Kreisgerichtshofs, unter dem die Oberamtsgerichte Balingen, Freudenstadt, Horb, Oberndorf, Rottweil, Spaichingen, Sulz und Tuttlingen stehen. Die Ehegerichtsbarkeit für den Sprengel des Kreisgerichtshofs Rottweil steht dem Ehegerichte des Kreisgerichtshofs Tübingen zu. Ferner ist sie als Oberamtsstadt der Sitz des Oberamtsgerichts mit dem Gerichtsnotariat, des Oberamts mit dem Oberamtsphysikat und der Oberamtspflege, des Forstamts, des Kameralamts, des katholischen Dekanatamts und eines Postamts mit Telegraphenstation, einer Hochbau- und einer Straßenbau-Inspection. Das Revieramt ist in Rottenmünster (s. auch den Abschnitt Staats- und kirchliche Einrichtungen). Überdieß wohnen in der Stadt 3 prakticirende Ärzte, 4 Rechtskonsulenten, der Oberamtswundarzt, der Oberamtsthierarzt und der Oberamtsgeometer. Auch befinden sich daselbst 2 Apotheken.

Das Wappen der Stadt war am Ende des 13. Jahrhunderts ein rundes Siegel mit dem Reichsadler und der Umschrift: S. SCVLTETI. DE. ROTWIL. ET. BVRGENSIVM, in der zweiten Hälfte des 15. mit der Umschrift: S. SCHVLTETI. ET. CIVIV. I. ROTWIL. IMP. CVR. Das neue reichsstädtische Siegel war oval, und der Adler darin trug auf der Brust ein goldenes Kreuz; Umschrift: SIGILLVM. CIVITATIS. IMPERIALIS. ROTWILENSIS. Dieses Siegel ist noch im Gebrauch und nur das Wort Imperialis ausgelassen (s. auch Württ. Jahrbücher 1854 Heft 2 S. 111).

Durch die große weite Ausmuldung zwischen dem Schwarzwald und der Alb hat sich der Neckar ein anfänglich unbedeutendes Thal gefurcht; nachdem aber der noch ganz jugendliche Fluß durch die beiden Seitenzuflüße Eschach und Prim gekräftigt worden und zugleich in die Formation des Hauptmuschelkalks eingetreten ist, erhält das Neckarthal plötzlich einen ganz anderen, entschiedeneren Charakter. Die Thalwände werden höher, schroffer und brechen kantig, häufig felsig von der Hochebene gegen den Fluß ein, zugleich geht das ursprünglich mehr gerade gestreckte Thal in ein vielfältig gekrümmtes über (s. hier. oben Abschn. „Natürliche Beschaffenheit“). Gerade nun an der Stelle, bevor das Thal seinen Charakter gänzlich ändert, unzugänglicher, und die Überschreitung desselben äußerst schwierig wird, haben schon die kriegserfahrenen Römer eine namhafte Niederlassung gegründet (s. hier. unten) und ihre Hauptheerstraße über den Neckar geführt.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)