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Gebäude.
A. Anzahl und Gattung.

Nach dem Brandversicherungs-Kataster vom Jahr 1873 zählt der Oberamtsbezirk: Haupt- und Wohngebäude 5093, Nebengebäude 1087, zusammen 6180 Gebäude, im Brandversicherungs-Anschlag von 14.932.975 fl. Zu öffentlichen Zwecken dienen 241 Gebäude, worunter 35 Kirchen, 22 Kapellen, 45 Rath- und Schulhäuser, 19 Spital-, Kranken- und Armenhäuser und 120 sonstige Gebäude. Unter den Wohngebäuden befinden sich 1 Schloß, 115 Amtswohnungen für Staats- und Gemeindediener, darunter 45 für Lehrer und 34 Pfarrhäuser. Auf ein Wohnhaus kommen im Durchschnitt 6,0 Menschen; die meisten in Rottweil mit 7,6, die wenigsten in Dormettingen, Gößlingen und Zepfenhan mit 4,3 (s. auch Tab. I.).

B. Bauart und Material.

Die Bauart der Wohnungen ist auf den Bauernorten sehr verschieden und wechselt von dem Bauernhaus der altwürttembergischen Ortschaften in allmähligen Übergängen bis zu dem im Gebirgsstil erbauten Schwarzwaldhaus. Im Osten des Bezirks, wie überhaupt auf der rechten Seite des Neckarthales trifft man nicht selten das echte altwürttembergische Bauernhaus mit sichtbarem braunem Balkenwerk neben manchem getünchtem Hause. Wohnhaus und Scheune sind meist zusammenhängend und haben ein gemeinschaftliches Dach, das hier durchaus aus Ziegeln und zwar vorherrschend Plattziegeln besteht, während Hohlziegel allmählig seltener werden. Durch seinen altwürttembergischen ländlichen Stil zeichnet sich Täbingen besonders aus. Auf der linken Seite des Neckar-Thales erscheinen bald neben meist getünchten Wohnungen die verschindelten Wände wenigstens auf der Wetterseite, die, je näher man dem Schwarzwald rückt, häufiger werden und auch in ganz mit Schindeln bekleidete Häuser übergehen; zugleich machen sich allmälig die weit vorstoßenden Stroh-und Schindeldächer mehr und mehr geltend, die jedoch in keinem Ort an Zahl die Ziegeldächer übertreffen. Zunächst am Saum des Schwarzwaldes trifft man endlich ganz verschindelte oder verlattete Wohnungen mit weit vorstoßenden Schindel- und Strohdächern und kleinen Fenstern, die alsdann den Schwarzwaldwohnungen ziemlich gleich kommen. Eine Ausnahme macht in diesem Theil des Oberamtsbezirks Flötzlingen, wo man häufig Gebäude mit sichtbarem, nicht getünchtem Balkenwerk und mit vorherrschender Ziegelbedachung trifft. Im allgemeinen kommen beinahe in allen Bezirksorten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)