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sehr gedeihen; doch besteht seit einigen Jahren eine Industrieschule dahier.

Das Bad Niedernau. Leben und Regsamkeit bringt in das reizende Thälchen vorzüglich das nur eine kleine Strecke rückwärts vom Dorfe gelegene Badhaus, zu dem ein mit Bäumen bepflanzter eben gebahnter Weg führt. Schon in den älteren Zeiten bestand dasselbe, 1489 erhielt es der Hohenbergische Marschalk Georg Mülingen, 1577 aber Wendel Kurz, gegen einen jährlichen Zins von 2 fl., auf 10 Jahre zu Lehen, nachdem es einige Jahre abgegangen und wüst gelegen, im J. 1554 aber von Hans Jungel wieder ein Haus auf die Hofstatt erbauet worden war. Lutz von Lutzenhard rühmt in seiner Chronik von 1609 seine innerliche und äußerliche Kraft. Der jetzige Badinhaber, Herr Dr. Raidt, hat viel für diese Heilanstalt gethan. Er hat die Quellen nicht nur neu fassen lassen, sondern theils die alten Gebäude verbessert, theils neue erbaut, und sie sämmtlich in ein genaues Verhältniß zu einander gebracht, so daß sie äußerlich einen schönen freundlichen Anblick, und innerlich hinlänglichen Raum zur Bequemlichkeit in heiteren Zimmern, zum Vergnügen und zur Geselligkeit in einem schönen Speise- und in einem abgesonderten Tanzsaale und einem Billardzimmer gewähren [1]. In dem kleinen Thälchen selbst, so wie in den östlich und westlich auf die Berge emporsteigenden Tannenwäldern sind verschiedene Anlagen, Häuschen, Sitze, Gänge und zuweilen überraschende Fernsichten mit Geschmack angebracht, wo man die reinste Luft und süße Düfte einathmet. Das Ganze gewährt den Anblick eines einzig schönen ländlichen Panoramas, oder natürlichen


  1. Niedernau ist unstreitig dermalen eines der angenehmsten Bäder, wo nicht das angenehmste in Würtemberg. Selten findet man so viel Sinn und Geschmack in Einrichtung und Anlagen, so viel Ordnung und Aufmerksamkeit in Bedienung und Unterhaltung; noch seltener wird das Beyspiel seyn, daß die Badegäste ihrem Wirthe ein Denkmal dankbarer Zufriedenheit errichteten, wie das in Niedernau vor 3 Jahren geschehen ist. A. d. H.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)