Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Hauptstadt der obern und niedern Grafschaft Hohenberg, auch nach dem Erwerb durch das Erzhaus Östreich, der Sitz und die Residenz mehrerer Erzherzoge und ihrer Gemahlinnen, eines Landeshauptmanns, eines freyen Landgerichts, und später eines östreichischen Landvogtes und Oberamtes. Schon im allg. Theile ist bemerkt worden, daß an der Stelle, wo Rottenburg liegt, und weiter hinaus im Thale, die Römer, und zwar um die Jahre 150-300 v. Chr. gehaust, und selbst eine beträchtliche Niederlassung begründet hatten. Wie diese Niederlassung geheißen habe, dürfte bis auf nähere Entdeckungen unentschieden bleiben. Daß sie weder das Grinario noch das Samolucenae der Peutingerschen Tafel war, ist anderswo nachgewiesen worden. (Würt. Jahrb. 1824. S. 301 etc.) [1] Ob sie Summa Julia oder Sumlocenae geheißen habe, wie aus der Aufschrift des der Diana gewidmeten Weihaltars geschlossen werden will, ist vorläufig wenigst ungewiß. Daß sie beträchtlich war zeigen die Denkmäler und besonders die in dieselbe gerichtete, großartige Wasserleitung. Wohl läßt sich auch nicht mehr nachweisen, wann diese Niederlassung der Römer zerstört worden, ob schon durch die Allemannen? oder durch den spätern Einfall der Hunnen unter Attila? Die Chroniken setzen jedoch schon unter Pharamund eine Stadt der Franken, unter den verschiedenen Namen Landsfurt, Landskron, Landsort hieher. Einstimmig sagen sie, daß diese spätere Stadt durch eine heftige Erderschütterung und große Überschwemmung untergegangen sey; über die Zeit selbst stimmen sie nicht überein, einige geben 1012, andere 1112, endlich einige 1212 an. Die letztere Angabe widerlegt sich von selbst, indem eine Menge Urkunden dagegen sprechen; aber auch die zweyte Angabe dürfte, obschon die oben gegebene Inschrift nach den Zahlen dafür spricht, unrichtig seyn, indem schon der Beysatz vom Papst Benedikt VIII. und Kaiser Heinrich V. einen Widerspruch enthält, und auf die Jahre


  1. Vergl. die Anmerkung S. 28.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)