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vielen darin angebrachten Votivtafeln entstellen dieselbe. In der frühern Zeit besorgten die Jesuiten den Gottesdienst; nach ihrer Aufhebung ward ein eigener Geistlicher aufgestellt, dessen Stelle in neuerer Zeit einging. 5) Die Kapelle zum St. Georg zu Kalchweil, wo früher ein Weiler stund, dessen Bewohner sich nachher in die Stadt übersiedelten. Nach Urkunden hatten 1323 die Amman und Herter diesen Weiler gemeinschaftlich besessen.

Es befanden sich auch mehrere Klöster dahier, die ansehnliche Gebäude hatten:

1) das Jesuiterkloster, später das Landvogteygebäude, dann den herrschaftlichen Ämtern eingeräumt, endlich zur Wohnung für den Landesbischof, den Weihbischof und den Dom-Dekan, und für die bischöflichen Kanzleyen kürzlich eingerichtet. Es ist durchaus von Stein aufgebaut, in zwey ansehnlichen Flügeln, enthält schöne Reihen von Zimmern und gewährt auf der östlichen Seite eine weite, reizende Aussicht auf das Neckarthal bis zur Alp. Im Jahr 1647 wurden die Jesuiten hier (in Rottenburg) aufgenommen, und bestanden fort bis zur Aufhebung des Ordens 1773. Während des Zeitraums von etwa 125 Jahren hatten sie nicht nur den größten Theil des beträchtlichen Klostergebäudes (ein Theil stand schon früher) und eine schöne Kirche, welche 1789 unter dem Vorwand der Baufälligkeit abgebrochen wurde, erbaut, sondern auch die beträchtlichen Güter Bühl, Dotternhausen etc., an sich gebracht, und bey ihrer Aufhebung ein Vermögen an Gütern, Gefällen und Kapitalien von 500.000 fl. hinterlassen, welches von Östreich zu dem sogenannten Studienfond geschlagen, von Würtemberg aber im J. 1807 incamerirt wurde.

2) Das Karmeliterkloster mit der Kirche, nun zum Priesterseminar und zur Wohnung von künftigen Domkapitularen und Domkaplänen eingerichtet. Auch dieses Gebäude ist massiv von Steinen aufgeführt, in 3 Flügeln, wozu die ehemalige, nun zu Wohnungen eingerichtete Kirche den Schluß des Vierecks macht. Die Aussicht in dem mittäglichen

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)