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näher zusammen, und reihen sich, letztere nach Terrassen, mit Reben auf der südlichen Seite bepflanzt, rechts und links oft kaum schmalen Wegen Raum gebend, bis an die Stadt herab[1]. Durch ein, zwischen der Stadt angelegtes, Wehr geschwellt, bildet der Neckar ein großes, schönes Bassin, kaum hat er aber das Wehr überstiegen, so eilt er in das sich nun erweiternde Thal, welches sich in einer Länge von fast drey Stunden, und einer Breite von einer Stunde entfaltet, und den reichen Anblick auf die Stadt selbst und flach daliegenden Ortschaften und reiche Korngefilde und Wiesen gewährt. Aufwärts von Tübingen stellen sich drey interessante Ruhepunkte, die Weilerburg mit der Linde, der Wurmlingerberg mit seiner Kapelle und der Wartberg mit seinem Thurme, dem Auge dar. Dieses Thal dürfte zu den schönsten in Würtemberg zu zählen seyn, und wenn jene von Canstatt und Heilbronn größer in ihren Ausdehnungen und reicher in Fernsichten sind, so dürfte dieses den Preis der Anmuth und Freundlichkeit, gepaart mit Reichthum und der herrlichsten Fruchtbarkeit, erringen.

2) Das Steinlachthal beginnt in engen Niederungen südlich von Thalheim, und östlich von Öschingen [2], zieht sich durch einen Obstbaumwald nach Mössingen und Ofterdingen, wo es sich mehr in die Breite dehnt, und verläßt zwischen diesem Orte und Dußlingen den Oberamtsbezirk.


  1. Diese Felsenschlucht, offenbar das Werk eines gewaltsamen Durchbruches, wird besonders auch in Beziehung auf die Geschichte der Stadt Rothenburg merkwürdig. S. die Anmerkung darüber bey Rottenburg.
  2. Das Thal hat nämlich in seinen Anfängen mancherley Äste; ein Hauptast ist das Öschinger Thal, das von Genkingen herabzieht, und zwischen Öschingen und Mössingen ausmündet. Die Nebenäste, so wie das nach Thalheim hinaufziehende Hauptthal sind durchaus tief in das Alpgebirge eingeschnitten. Letzteres ist besonders malerisch, eine wahre Schweizernatur; die Straße zieht meist zwischen Kirschbaumreihen hin, und überall erblickt man zerstreute Wohnungen. A. d. H.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 040. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_040.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)