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Christi Geburt in unserer Umgegend gehaust haben: sie zogen von den Quellen der Donau und des Neckars aus dem Schwarzwalde herab, ließen sich in den Thälern, welche der Neckar, die Steinlach und die Ammer bewässern, nieder, und die ganze Umgegend von Rottenburg mag zum Zehentland (Agri decumates) gehört haben, wo die Römer, vermischt mit frühern Einwohnern und ausgewanderten Galliern, das fruchtbare Land bebauten, und insbesondere am Ausflusse des Neckars aus einer engen Felsenschlucht in ein weites, offenes Thal, da, wo jezt Rottenburg liegt, eine beträchtliche Niederlassung gründeten. Diese mag, nach genauer Vergleichung der Geschichte des Aufenthaltes der Römer in Schwaben, vom Jahr 150–300, mehr oder minder ruhig, bestanden haben.

Die Allemannen waren vorzüglich die Feinde der Römer, auch in unserer Gegend; sie drangen unaufhörlich gegen die römischen Niederlassungen heran, namentlich wird vom Kaiser Probus gemeldet, daß er um das Jahr 276 nach Christi Geburt die Allemannen über den Neckar und die Alb, also gerade in unsere Umgegend, zurückgedrängt, mehrere Städte und Lager erbaut und Besatzungen in dieselben gelegt habe. Allein diese Niederlassungen waren von kurzer Dauer, indem die Allemannen unter Maximian schon wieder selbst über den Rhein gegangen waren, Maximian sie 290 nach Chr. Geburt darüber zurückjagte und diesseits Alles bis an die Donau verheerte. Nach dieser Zeit hausten die Allemannen in unserer Umgegend auf den Trümmern der römischen Niederlassungen, nur von Julian, um die Jahre 356–360, und von Valentinian um die Jahre 368 und 373 und 74 beunruhigt. Bey den großen Völkerbewegungen, besonders der Sueben, und deren Vermischung mit den Allemannen, wurde auch unsere Umgegend berührt. Um das J. 451 brach Attila, wie eine gewaltige Fluth über Deutschland und wahrscheinlich auch über unsere Gegend herein, und was die Allemannen noch unzerstört mochten gelassen, und sich zugeeignet haben, dürfte damals vollends verwüstet worden

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 005. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_005.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)