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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

und getriebenem Waidtwerks under anderem gesehen, was es in und umb dieselbige Waldung vor ein luestiges weites Veldt, im Waldt darin gutgeschlachte Weidt, frisch Wasser und andere schöne Prospecten, das derentwegen in solcher refier von Wildbret sowol ahn Viehe und Pferdezüchten nit allein vor Ihr Gnaden sondern sowohl derselbes künftiges Gemalin, sowohl auch vor die einkomenden Fürstl. Grafen und andere ansehnliche Ir Gnaden Befreundten und Gäst zu jeder Zeit mit Hezen, Jagen, Beizen und in andere Wege nach Ihrer Gnaden gnedigem Gefallen, schöner Lust und anderer Kurzweil darinn anzustellen fürnemlich und darumb desto mehr und dieweil es ermelter Wald nur eine Stunde Wegs an Ihro Gnaden Residenz gelegen daraus Ir Gnaden sich gnädig resolviret, denselbigen Platz mit einem Zaun einzufangen, mit Landt und Dham Wildbret zu besetzen und ein lustiges Jagdhaus einzubauen“, ist der Inhalt eines „Thiergarten-Exordiums“ von 1613–15 durch Stadtvogt Sebastian Schreiber zu Neuenstein.

Die Waldungen wurden den Privaten und Korporationen abgekauft oder von ihnen eingetauscht, namentlich der Oehringer Spitalwald von 133 Morgen, wofür dem Spital ein Wald in der hohen Ebene bei Gleichen abgetreten wurde.

Zur Umzäunung waren 20.550 Stecken nothwendig, à 9 Batzen für das Hundert zu machen, spitzen, brennen, 100 Stecken zu setzen 31/2 Batzen bis 17 kr. Im Jahr 1616 wurde bei diesem Thiergarten ein Hofgut angelegt, „der Bauhof“ oder „Herrenhof“, unweit des unteren See’s rechts gegen den Weg hinauf bei der Erdengrube an den Hofwiesen. Dazu kam bald ein herrschaftl. „Lusthaus“, das aber später nicht mehr erwähnt wird. Ein Weinberg, 41/3 Morgen, wurde 1625 auf einer Wüstung gegen Obermasselbach zu angelegt im „Harichsholze“, heutzutage „die Weinbergs-Äcker.“

Die Verwüstungen des 30jährigen Krieges trafen 1634 auch diese Gegend; der Thiergarten gerieth in Verfall, die Einzäunung verschwand; aber auch die benachbarten Dörfer und Höfe standen leer. So kam es, daß eine Anzahl öder Güter in Tiefensall, Unter- und Ober-Maßholderbach, Westernbach und Pfahlbach zum Thiergarten gezogen wurden, so daß 1650 an eigenen Gütern zum Hof Thiergarten gehörten:

001/4 Morgen Küchengarten,
200/0 Oehr. Morgen Wiesen = 111/2 Tagwerk,
830/0 Oehr. Morgen Äcker,
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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0366.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)