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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

heute ist ein Sarg in der Kapelle aufbewahrt, in welchem die von der Pest weggerafften Einwohner zu Grabe getragen wurden.

Die Schule wurde im Jahr 1770 von dem herzoglich Zweibrück’schen Oberförster J. Michael Fischer, einem gebornen Zweiflinger, für den Ort und für Friedrichsruhe gestiftet; ein an derselben angestellter Lehrer unterrichtet gegenwärtig 64 Kinder.

Der Ort leidet zuweilen an Wassermangel.

Die Einwohner, deren Erwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, sind wohlhabende Bauern, von denen zwei 80–90 Morgen, vier 50–70 Morgen und zwanzig etwa 50 Morgen Feldgüter besitzen; überdieß haben die größeren Güterbesitzer noch eigene Waldungen.

Die Landwirthschaft wird eifrig betrieben und gewährt bei dem im allgemeinen ergiebigen Boden und der meist ebenen Lage der Felder einen guten Ertrag, der noch einen erheblichen Verkauf von Getreide nach Außen zuläßt. Man baut vorzugsweise Dinkel, Gerste, Haber und Reps; letzterer kommt nach Heilbronn zum Verkauf; in der beinahe ganz angeblümten Brache werden hauptsächlich Kartoffeln gezogen. Hanf und Flachs wird ziemlich, jedoch nur für den eigenen Bedarf im Haberfeld, seltener in Ländern gepflanzt.

Die Wiesen, namentlich die im Sallthale gelegenen, liefern gutes Futter und zwar 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd per Morgen. Die Güterpreise sind wie in Orendelsall.

Die nicht unbedeutende Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit Kirschen, die in der Gegend einen gewissen Ruf haben, und, wie auch der aus ihnen bereitete Kirschengeist, gerne gekauft werden.

Neben einiger Pferdehaltung besteht ein guter Rindviehstand; Ochsenmastung findet statt.

Die Schafzucht wird von den berechtigten Ortsbürgern betrieben.

Zweiflingen war früher ein eigenes Amt; am Anfang dieses Jahrhunderts gehörte es in das Amt Michelbach.

Es scheint in sehr früher Zeit Herrn von Zweiflingen gegeben zu haben. Marquardus de Zwifelingen kommt als Zeuge vor 1230; ebenso wird Rudiger von Zweiflingen als hohenlohischer Vasall, der in Tiefensall begütert war, aufgeführt.

Der unterste Theil des Ortes hieß früher der „Hof zu Zweiflingen“ und wird jetzt noch häufig „Ailhof“ (Eulhof?) genannt. Daher heißt es in einer Urkunde von 1231, in der Konrad von

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0364.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)