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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

An milden Stiftungen hat die Stadt, namentlich von der Gräfin Louise Charlotte von Hohenlohe-Pfedelbach, 1000 Rthlr. zur Haltung eines Pferdes für die 2 Geistlichen und einige kleine Stiftungen.

Graf Philipp Heinrich, † 1644 und seine Gemahlin ließen das in früherer Zeit bei dem Gottesacker gestandene Lazareth durch Kauf und Tausch von Gütern zu einem Bauernhof herrichten. Als das Gut an Graf Philipp Gottfried fiel, ließ es dieser 1674 zu einem Pfründner-Spital herrichten, wozu seine Gemahlin noch 300 fl. gab. Die hohenl. Mitherrschaft Pfedelbach übernahm es später um 1500 fl., verkaufte es 1721 an einen Bauern und setzte 1500 fl. als Kapital für Hausarme aus. 1772 kam auf diesen Streithof ein Armenhaus mit vier Stuben; das alte Armenhaus existirt nicht mehr, an seiner Stelle ist das ursprüngliche Streithofer Bauernhaus angekauft.

Die Waldenburger Fastnacht 1570.
Schilderung des gleichzeitigen Hofpredigers in Oehringen Anton Apin.

Anno 1570 den 7. Februar ist zu Waldenburg übel hergegangen; hat sich ein leidiger Fall begeben, da hat der leidige Satan aus Gottes Verhangnuß eine schröckliche Tragödien und Spectacul angerichtet, und als ein arger Schadenfroh sein Müthlein nach Lust gekühlt: darum soll man ihn nit über die Thür malen, noch zu Gast laden, denn er kommt wol von ihm selbst, oder wo er gleich selbst nit hinkommt, da schickt er seine Boten hin.

Damals waren zu Waldenburg in der Fastnacht, neben den Graven und neben denen von Adel beyeinander neun Grävinen, deren etliche vermummten sich mit einem englischen schönen Habit, gingen daher in gar weißer Kleidung mit weißen papiernen Flügeln, wie man die Engel pflegt zu malen, und trugen auf ihren Häubtern weiße papierne Kronen, darinnen kleine Waxlichtlein brennten und leuchteten: dagegen vermumten sich die Herren und der Adel mit einem scheuslichen Habit, ließen an ihre Hosen und Wammes, Arm und Beinen, dick Werk von Flachs mit Faden stark annehen und knüpfen, daß sie hereintraten zoticht und zerlvmpt, wie man die Cacodaemones und schwarze Höllhund pflegt zu malen. Indem sie nun nach gehaltenem Tanz bei nächtlicher Weile um 10 Schlag uf dem obern Saal bei dem Licht kniend einander ein Mumtanz bringen, und mit dem Licht nicht fürsichtig umgehen, da gehet vom brennenden Licht das Werk unversehens an: bald da wird auf dem Saal

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0348.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)