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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

noch wird ein nicht unbedeutendes Quantum an Karpfen, Hechten und Schleien aus denselben jährlich zum Verkauf gebracht. Außerdem dienen die nahe bei Waldenburg gelegenen Seen den Einwohnern zum Abhalten von Waschen etc. Die Seen sind theils Eigenthum der fürstlichen Herrschaft, theils der Gemeinde und Privaten.

Die Einwohner sind durch die Lage ihrer Güter (theils auf der Anhöhe, größtentheils aber an dem Bergabhange und am Fuß des Bergs) auf körperliche Anstrengungen und durch die Schwierigkeit ihr Brod zu verdienen, zur Arbeitsamkeit und Mäßigkeit hingewiesen; diese ungünstigen Verhältnisse haben eine günstige Entwicklung der geistigen Fähigkeiten zur Folge, indessen auch den Drang sich nach auswärts zu wenden, hervorgerufen. Der Gesundheitszustand ist im allgemeinen gut und die Krankheitsformen sind in Folge der hohen Lage und der häufigen rauhen Winde meist entzündlicher Natur. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und ziemlich viel Kleingewerbe. Die Handwerker treiben nebenbei noch Landwirthschaft, um sich ihr nöthiges Auskommen zu sichern.

Ausgezeichnete Waldenburger sind: Rosinus Lentilius (Linsenbart), Sohn des hohenlohischen Kanzleidirektors, geb. den 3. Jan. 1657, herzoglicher Leibmedikus, Verfasser von mehreren medicinischen Schriften, auch von Abhandlungen über die bei Canstatt gefundenen Mamuthsknochen, über die Heilquellen in dieser Stadt und in Göppingen, gestorben als ausgezeichneter Arzt den 12. Februar 1733 zu Stuttgart. Ferner der bayerische General von Bosch; Scheidt, J. G. Friedrich, Darmstädtischer Minister zu Gießen; Christian Ludwig Scheidt, Sohn des Amtmanns, geb. den 26. September 1709, Professor der Rechte in Göttingen 1738, in Kopenhagen 1739, Hofrath und Bibliothekar in Hannover 1748, gestorben allda den 25. Okt. 1761, verdient als Schriftsteller im staatsrechtlichen und geschichtlichen Fache, besonders bekannt als Herausgeber der Origines Guelficae. (Sein Leben bei Büsching Beiträge zur Biographie 3, 263–316.)

Eine Vicinalstraße führt die steile Steige hinab zu der 1/2 St. nördlich von der Stadt gelegenen Eisenbahnstation an der Oehringen–Haller Bahnlinie und 1/4 Stunde nördlicher zu der Oehringen–Haller- beziehungsweise Künzelsauer Landstraße. Auf der Bahnstation, die einen sehr bedeutenden Verkehr hat, befindet sich zugleich die Post, von der Eilwägen nach Künzelsau und Langenburg gehen. Eine weitere Vicinalstraße ist von der Stadt nach Gnadenthal angelegt, von der eine Vicinalstraße über Ober-Steinbach nach

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0343.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)