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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

jetzt als Garten schön angelegt, einschließen. An den Ecken des Schlosses stehen runde Thürme, die mit ihren Kuppeln über den Fries des Schloßdaches hinausragen. Überdieß steht der sog. Mändlesthurm in dem südlichen Schloßflügel und ragt majestätisch über denselben hinaus; er ist viereckig, in seiner unteren Hälfte sehr alt, aus Buckelsteinen erbaut und enthält 30′ über der Erdfläche den ehemaligen, spitzbogigen Eingang. Die obere Hälfte des Thurms ist jünger und sein mit Figuren gezierter, aus der Renaissanceperiode stammender Aufsatz will mit dem übrigen Aussehen des Thurms nicht harmoniren. In dem Inneren des Schlosses, das für den Sommeraufenthalt des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg dient, befindet sich die 1783 im Rococogeschmack erbaute, mit schönen Stuckarbeiten ausgestattete Schloßkirche. Auch ist in einigen Gelassen des Schlosses eine interessante Geweihsammlung aufgestellt, unter der sich namentlich die ein ganzes Zimmer füllende Zusammenstellung abnormer Rehgeweihe besonders auszeichnet. Zwischen dem Schloß und der Stadt lauft quer über den schmalen Bergrücken ein tiefer ausgemauerter Graben, über den eine steinerne Brücke zu dem Schloßeingang führt; in demselben hält gegenwärtig der Fürst einiges Edelwild. Außerhalb (westlich) des Schloßcomplexes haben sich einige Reste der zum ursprünglichen Schloß gehörigen Vorwerke erhalten.

Außer dem Schloß nennen wir von Hauptgebäuden die in den Jahren 1589–94 von Graf Georg Friedrich I. und seiner Gemahlin Dorothea, einer geb. Reuß von Plauen, an der Stelle einer früheren Kirche erbaute evangelische Pfarrkirche, welche 1717 renovirt wurde; sie hat wenig architektonischen Werth und bildet einen geschmacklosen Übergang von der späten Gothik in den modernen Rundbogenstyl, indem in die hohen, rundbogigen Fenster spätgothisches Maßwerk eingesetzt wurde. Der aus fünf Stockwerken bestehende viereckige Thurm trägt ein modernes Bohlendach. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist dreischiffig und die aus einem Kreuzgewölbe bestehende Decke des Langhauses ruht auf vier runden Pfeilern; der Chor hat ein Sterngewölbe. In letzterem steht ein gut gearbeiteter Altar, den die beiden Grafen von Hohenlohe-Waldenburg, Wolfgang Friedrich und Philipp Gotfried, im Jahr 1653 errichten ließen. Indessen scheint der Altar erneuert worden zu sein, dagegen hat sich das in der Predella vorhandene, kunstreich gemalte Bild noch unverändert erhalten. In der Kirche sind mehrere Grabdenkmale der hohenl. Grafen, unter denen sich die des Grafen Wolfgang Friedrich und dessen Gemahlin besonders auszeichnen.

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0340.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)