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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

hinausstreben; überdieß ist an der westlichen Schloßseite noch ein Halbthurm angebracht, der jedoch nur bis zum zweiten Stockwerke reicht. Das Interessanteste ist der auf der Nordseite befindliche großartige Eingang, über dem die Wappen des Grafen Ludwig Kasimir von Hohenlohe und dessen Gemahlin von Solms angebracht sind. An den Seiten des Eingangs erheben sich zwei, sich ganz ähnliche runde Thürme, die bis zum dritten Stockwerke noch von dem früheren Schloß herrühren und der frühgothischen Periode angehören; über dem ersten Stockwerke lauft ein Rundbogenfries, das noch an den romanischen Stil erinnert und die Erbauung der Thürme unzweifelhaft in die Übergangsperiode von dem romanischen in den gothischen Stil setzt. Die übrigen Stockwerke wurden später im Renaissancegeschmack aufgeführt, von denen je das vierte, über den Dachfries des Schlosses hinausreichende, auf freistehenden, durch Spitzbogen verbundenen Säulen ruht und dem Ganzen ein sehr elegantes Aussehen verleiht. Außer den unteren Theilen der beiden Thürme stammen noch namhafte, aus Buckelsteinen aufgeführte Grundmauern des Schlosses aus sehr früher Zeit. Durch das Hauptportal gelangt man in den Hofraum, von dem mehrere Eingänge in das Schloß selbst führen, worunter sich zwei besonders auszeichnen und zwar befindet sich der eine gleich beim Eintritt in den Hofraum links in der nordöstlichen Ecke desselben; er ist im schön gothischen Stil ausgeführt und enthält in der Lünette über dem horizontalen Thürsturz die Wappen Albrecht III. von Hohenlohe und dessen Gemahlin von Hohenzollern, auf beiden Seiten derselben sind Drachen angebracht, die sich mit ihren Köpfen zu den an der Thüre hinaufstrebenden Säulen herabneigen. Der andere im reichen und überaus schönen Renaissancestil ausgeführte Eingang befindet sich in der südwestlichen Ecke des Schloßhofes; über demselben sieht man die Wappen des Grafen Kasimir und seiner Gemahlin von Solms. An der Südseite des Schlosses sind über einem Balkon zwei aus Stein gearbeitete geharnischte Ritter und einige Medaillons von unbedeutendem Kunstwerth angebracht. 1

Das Schloß selbst ist ein massives, einfach gehaltenes Gebäude mit gepaarten oblongen Fenstern; im Innern desselben bemerken wir das sogenannte Kaisergewölbe, ein großes Gelaß im unteren Stockwerk, dessen Decke, ein Kappengewölbe, auf zwei runden Säulen ruht; an den Kreuzgängen der Gewölbegurten sind verschiedene aus Gyps geformte und bemalte Vögel und unter anderem auch das Hohenlohe-oranische Wappen angebracht. Die Wände zieren Stuckarbeiten,

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0277.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)