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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

viereckige Thurm noch aus der romanischen Periode stammt; er besteht aus fünf Stockwerken, wovon das oberste aus Holz in neuerer Zeit erbaut wurde, die vier übrigen Stockwerke sind massiv und enthalten in den unteren Theilen schmale, rundbogige, schießschartenartige Lichtöffnungen, das vierte Stockwerk aber zieren äußerst schöne, romanische Doppelfenster, welche durch runde Säulchen getheilt sind. Das Innere hat nichts Bemerkenswerthes; ein romanischer Triumphbogen führt in das untere Stockwerk des Thurms, das die Stelle des Chors vertritt und mit einem Tonnengewölbe gedeckt ist. Von den drei Glocken ist die größte sehr alt und ohne Schrift und Zeichen; die mittlere enthält folgende Inschrift: Fürst August von Hohenlohe-Oehringen ließ diese Glocke gießen anno 1817, wo 8 Pfund Brod 1 fl. 48 kr., 1 Scheffel Weizen 66 fl., 1 Pfd. Ochsenfleisch 15 kr. und 1 Pfd. Butter 40 kr. kosteten. So lang du tönest, töne nimmer der Armen Klaggeschrei, dein neuer Klang rufe auf immer Fülle und Eintracht herbei. Auf der kleinsten steht: In Gottes Namen gos mich Joh. Georg Rohr in Heilbronn 1718.

Die untere Kirche, welche seit einigen Jahren nicht mehr benützt wird, steht im westlichen Theile des Dorfes; sie ist sehr alt und theils im romanischen, theils im frühgothischen Style erbaut. Der monströse, viereckige Thurm, dem ein neuerer hölzerner Stock aufgesetzt ist, hat in seinem unteren Stockwerk ein romanisches Rundbogenfenster; auch von dem Langhaus ist nur der untere Theil noch alt und demselben ein Holzbau aufgesetzt worden; es enthält romanische und frühgothische Fensterchen. Innen führt ein romanischer Triumphbogen in das untere, mit einem Tonnengewölbe gedeckte Stockwerk des Thurms (Chor); neben demselben ist ein gothischer Überbau mit einem Netzgewölbe. Das Ganze ist in einem traurigen Zustande.

Vor der Kirche steht eine schönwüchsige, noch nicht alte Linde, deren Äste auf 14 Säulen ruhen.

Der Begräbnißplatz ist außerhalb (östlich) des Orts im 17. Jahrhundert angelegt worden.

Das 1804 neu erbaute und 1840 wesentlich vergrößerte, ansehnliche Schulhaus, enthält zwei große Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Das Rathhaus ist sehr alt und jedenfalls schon 1596 erbaut gewesen, indem ein alter Wandkasten diese Jahreszahl trägt; es enthält noch eine Küche und im unteren Stockwerke war früher eine

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0259.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)