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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

erbaut, mit gepaarten Fenstern versehen und stammt vermuthlich aus der gleichen Zeit wie die Kirche.

Das 1812 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und in dem untern Stockwerke die Gelasse für den Gemeinderath. Die Schule besuchen auch die Kinder der Parzellen und im Ganzen beträgt die Schülerzahl 90–100.

Ein Armenhaus und mit demselben unter einem Dache ein Schafhaus, ist vorhanden; außerhalb des Orts bestehen 2 Keltern, eine mit 2, die andere mit 3 Bäumen.

Am südwestlichen Ende des Orts liegt, umgeben mit freundlichen Gartenanlagen, das Schlößchen, an welches sich ein ummauerter Hofraum anschließt; es ist mit einem Graben, der unter Wasser gesetzt werden konnte und über den eine Zugbrücke führte, rings umgeben. Das Gebäude diente früher als Wohnung des herrschaftlichen Amtmanns für das Amt Ohrnthal und ist nunmehr im Besitz des pens. Major v. Kober.

Mit gutem Trinkwasser, das aus vielen Pumpbrunnen gewonnen wird, ist der Ort hinreichend versehen.

Die im allgemeinen betriebsamen Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Weinbau und Viehzucht; ihre Vermögensverhältnisse haben sich neuerer Zeit in Folge der günstigen Jahrgänge wesentlich gebessert, indessen trifft man hier nicht die wohlhabenden Bauern wie auf dem Hohenlohischen Flachlande; der begütertste Bürger besitzt 30 Morgen, worunter 3–4 Morgen Weinberge, etwa 6 Einwohner besitzen 20 Morgen und die übrigen 2–10 Morgen. Im Armenhaus sind gegenwärtig sechs Personen untergebracht.

Was die Gewerbe betrifft, so sind diese etwas beträchtlicher als in den eigentlichen Bauernorten, auch bestehen zwei Kaufläden, vier Schildwirthschaften, eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, und eine, jedoch nicht bedeutende Pulvermühle.

Die Bodenverhältnisse der, mit Ausnahme der Thalebene, ziemlich unebenen, mittelgroßen Markung sind sehr gut und bestehen im Thal aus fruchtbaren Alluvialbildungen, an den Ausläufern gegen das Thal aus Diluviallehm und an den Gehängen der Hügelzüge aus einem dem Weinbau günstigen Keupermergel.

Im üblichen Dreifeldersystem, mit beinahe vollständig angeblümter Brache, wird der Ackerbau gut betrieben; man baut vorzugsweise Dinkel und überdieß Haber, Gerste etc. Von den Handelsgewächsen gedeiht der Hanf sehr gut und wird im Ort selbst versponnen, während der unbedeutende Hopfenertrag nach Außen verkauft wird. In

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)