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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Die Tänze waren auf dem Rathhaus, die Bürger gingen auf ihre Trinkstube und das Stift schenkte seinen eigenen Wein, was zu vielen Klagen führte, weil der Termin, wo es ihm zustand, unrechtmäßig ausgedehnt wurde. Die Metzger, Bäcker, Küfer, aber auch die Wollentücher, Silber- und Goldschmiede hatten guten Absatz. Nachdem Oehringen im Anfang des 18. Jahrhunderts bleibende Residenz geworden war, hing Handel und Gewerbe eng mit dem Hofe zusammen. Johann Friedrich II., L. Friedrich Karl waren für Oehringen durch Bauten und Hofhalt von großer Bedeutung. Als Johann Friedrich II. am 5. Nov. 1752 sein fünfzigjähriges Jubelfest feierte, rückte die Bürgerschaft in Parade auf den Markt und jede Person bekam 1 Maas Wein und einen Laib Brod, wobei den ganzen Tag aus Stücken und Doppelhacken geschossen wurde und die Schuljugend zum Andenken viereckige Silbermünzen erhielt. Auch die Zeiten des guten Fürsten L. Friedrich Karl, sowie auch die noch nicht lange verschwundene Periode in der Fürst August seinen Hof in Friedrichsruhe und Oehringen hielt, leben in der Erinnerung fort.

Aus neuesten Zeiten sind es die Ereignisse von 1848–49, sowie die Erbauung der Eisenbahn, welche einen Einfluß auf äußere und innere Verhältnisse ausübten und daher in kulturgeschichtlicher Beziehung der Erwähnung werth sind.

Aufenthalt deutscher Kaiser in Oehringen.

Kaiser Ludwig der Baier, 13. Nov. 1333.

Maximilian I., 27. Nov. 1495, „und ist im gemeinlichin die Priesterschaft mit der Processe und iren Ornaten und dem Heiligthum, das sie trügen und einem Himmel, doch nit mit dem Sacrament, denn die Königl. Majestät hatte dafür gebetten, seiner Königl. Majestät entgegen ganngen bis zu dem undern thor und sich wieder gewendet und ganngen in den Stifft. Aber die Königliche Majestät wolt nit von dem pferde absteen, noch under den Himmel geen. Doch sind Ime die prister nachgefolget mit einem Lobgesanng in den Stifft. Aber die Königliche Majestät ist darein nit gangen, sondern fürauß bis gein Newennstein geriten.

Karl V., 24. Dezember 1546.

Maximilian II., 24. Juni 1570, nebst seiner Gemalin Maria, Kaiser Karls V. Tochter, wohnten in dem Schulgebäude, worauf Rector Scholae Beyer Disticha machte, die folgendermaßen anfangen:

Haec Schola sola Scholas longe supereminet omnes
     Maximiliani hospes Caesaris illa fuit;

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0184.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)