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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

sonder Gefallen“, aber die fremden Bauern, bei denen Wendel Hipler war, drangen auf die 12 Artikel, über deren Annahme die Grafen sich nicht bestimmt ausgesprochen hatten, „sonst solle man des Bapeiers sparen.“ Noch einmal versprachen die Grafen Verzeihung, aber am 10. April zogen 8–10.000 Mann von Schönthal nach Neuenstein. Graf Albrecht war nach Langenburg geritten, Graf Georg war in Waldenburg. Stadt und Schloß Neuenstein wurde von den Bauern besetzt, Frucht, Wein, Büchsen, Hacken und Kriegsgeräthe weggenommen und für die Gräfin wurde Albrecht Eisenhut, aus einer angesehenen Familie, aber zu den Aufrührern getreten, zum Haushofmeister bestellt. Den Grafen Albrecht luden sie zu einer Unterredung ein, die zwischen den beiden Grafen einerseits und den Abgeordneten der Bauern andererseits, den 11. April auf dem Grünbühl, zwischen Neuenstein und Waldenburg, Statt fand. Graf Albrecht sprach für sich und seinen Bruder und ermahnte die Aufrührer, sie sollen einen rechtlichen oder gütlichen Austrag vor Kaiser und Reich annehmen. Die Bauern aber drangen unter Drohungen auf Genehmigung ihrer Forderungen, und sollen den Grafen „seltsam zugesprochen haben,“ wie z. B. mit folgenden Worten: „Bruder Albrecht und Bruder Georg, kommet her und gelobet den Bauern, bei ihnen als Brüder zu bleiben und nichts wider sie zu thun. Denn ihr seid nimmer Herren, sondern Bauern und wir sind Herrn von Hohenlohe, und unsers ganzen Heeres Meinung ist, daß ihr auf unsere 12 Artikel schwören und mit uns auf 101 Jahre zu halten, euch unterschreiben sollt.“ Diesem seltsamen Zuspruch fügten sich auch die beiden Grafen und willigten in alle Forderungen der Bauern. Diese stellten eine mit Georg Metzlers Siegel gesiegelte Urkunde aus, daß sie sich mit ihnen vertragen haben und feierten dieses Ereigniß durch eine Freudensalve aus all ihrem Geschütz. 1

Außerdem sollten die Grafen Pulver und Feldschlangen abliefern, was auch geschehen zu sein scheint; denn in einem Briefe des Grafen vom 25. Mai 1525 heißt es: „Wir haben euch erstmals Schlangenbüchsen in das Lager, nachmals wieder Schlangen- und Hackengeschütz gen Oringeuw geschickt.“ Die Empörung näherte sich aber jetzt ihrem Ende: Der Haufe des Odenwalds und Neckarthals war in der Nacht vom 28.–29. Mai auf dem Rückzug in Oehringen und ging Krautheim zu; am 30. kam das vereinigte pfälzische und bündische Heer vor Oehringen an. Georg Truchseß und die Obersten brachten die Nacht in der Stadt zu, für das Heer wurde auf den Wiesen ein Lager geschlagen. Die Stadt mußte

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0167.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)