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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Befehl einholen, und suchten einen Boten Abends zwischen 9 und 10 Uhr abzusenden. Die Aufrührer bekamen davon Kunde, gingen unter das Thor, mißhandelten den Keller und erzwangen die Thorschlüssel, sperrten sodann Keller und Schultheiß in einen Schweinstall, ließen Sturm läuten und die benachbarten Orte unter Drohungen zum Zuzug auffordern.

Da kamen denn auch die Bauern aus dem Kirchensaller Amt, die von Michelbach, Pfedelbach, Zweiflingen, Verrenberg, Weinsbach, Kappel, Söllbach etc., nahmen den Stiftsherrn die Schlüssel zu Kasten und Keller, theilten Brod und Wein aus und wählten einen Ausschuß, um die Beschwerden der Unterthanen aufzusetzen. Die Beschwerden der Gemeinde von Oehringen sind leidlicher Art: „Rath und Gericht soll bei wichtigen Angelegenheiten durch 12 Personen aus der Gemeinde verstärkt werden, die Statuta und Ordnungen sollen alle Jahre verlesen werden, der Handel mit Salz solle frei sein, das Umgeld solle 11/4 Maas vom Eimer betragen wie früher etc., die geistlichen Personen im Stifte sollen Bürger werden und Bede bezahlen.“

Stärker waren die Forderungen der Bauern; diese wollten die zwölf Artikel im „druckten Büchlen“ aufgerichtet haben, kein Umgeld, keine Zölle mehr bezahlen, keinen Forstknecht mehr über ihre Wälder haben, keinen Weinzehnten bezahlen, mit Handlohn, Sterbfall, Leibeigenschaft, Wildbret soll es gehalten werden wie im „druckten Büchlen“ stehe.

Sobald die Grafen von Aufruhr hörten, schickten sie den Oehringer Vogt, Kaspar Schenk von Winterstetten, der gerade in Neuenstein war, in die Stadt, um die Ordnung herzustellen. Dieser ging öfters hin und her, um zu vermitteln und zuletzt wurde den Aufrührern angeboten, daß die nämliche Ordnung, wie sie in Rheinland, Franken, Baiern, Schwaben, in Herrenstädten und auf dem Lande, aufgerichtet worden sei, auch ihnen zu gut kommen sollte. Dagegen faßten am 6. April die Aufständischen, unter Wendel Hiplers Einfluß, folgende Beschlüsse: „was durch den ganzen hellen Haufen reformirt und aufgerichtet worden sei, soll auch ihnen bleiben, das Wildbret soll jeder schießen, wo er wolle, aber nach Abzug des Jägerrechts den gräflichen Beamten abliefern und allgemeine Amnestie solle erlassen werden.“ Mit dieser Forderung ging der Vogt zu dem Grafen. Die Bauern aber zogen nach Schönthal und plünderten daselbst. Am 7. April gewährten die Grafen im Allgemeinen die Wünsche der Aufrührer und diese waren zufrieden und hatten „dieses Briefes

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)