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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

muß schlimm gewirthschaftet worden sein; schon 1514 ist die Rede vom Verkauf von Ernspach, Aichach, Pfahlbach, Ohrnberg, Rückertshausen, und es heißt auch in den Klagartikeln über das Kapitel von Oehringen bei dem Bischof von Würzburg: „Der Dechant habe Ernspach, Aichach, Pfahlbach verloren, samt dem ganzen Ohrnwald“ (a. 1517). Über das ungeistliche Leben der Chorherren führte Graf Kraft VI. Klage 1490 in einer Schrift: „Irrungen und Gebrechen, so Grave Kraft von Hohenlohe hat gegen das Stift Orengaw.“ Außer Nachlässigkeiten im Chor- und Pfarrdienst wird schlechter Lebenswandel, Konkubinat, Lust an Raufhändeln, der Pfaffheit zu Oehringen zum Vorwurf gemacht, sowie auch Pflichtwidrigkeit gegenüber der Herrschaft. Für die Seelsorge war ein plebanus (Pfarrer) in dem Stift angestellt, der zugleich Canonicus oder Vicarius sein konnte. Im Jahr 1506 wurde von dem Grafen und dem Dekan Oswald Batzer gemeinsam verfügt, daß hinfüro ein „sunderlicher Prediger geistlichen Standes in dem Stifte gehalten werden solle, der auf’s wenigste Baccalaureus Theologiae formatus sein und doch kein Religios sein solle, auch der kein publicus concubinarius sein darf.“ Er erhält eine Hofstätte vom Stift, die vom gemeinen Almosen zu bauen ist, den Zins von 400 fl. und 24 fl. jährlicher Nutzungen. Alex. Sigginger stiftete dazu 100 fl. (a. 1513). Die ersten dabei Angestellten waren: Wernher Wernzhäuser, Georg Hettenthaler, Magister; Conrad Pirner, Decr. Licent. Der Drang nach Reformation wurde aber trotzdem immer stärker und als im Jahr 1544 Schultheiß, Bürgermeister und Rath zu Oehringen an den Grafen Georg und Albrecht eine Bittschrift übergaben, worin sie erklärten, „daß in 40 Meilen Wegs keine solche Commune also erbärmlich versäumt werde, denn sie mit Predigern und Pfarrherrn also beladen seien, daß männiglich an ihrer gottlosen Lehr und ärgerlichem Leben ein Greuel und Abscheu hat etc.,“ wurde der Reformation Eingang verschafft, obwohl die zwei Grafen für ihre Person sich dabei nicht betheiligten. C. Huberinus wurde nach Oehringen als Prediger berufen, der Gottesdienst im Stifte abgeändert, und zuletzt 1556 unter dem Regimente der Grafen Ludwig Kasimir und Eberhard die Stiftsherren zur Erklärung aufgefordert, wie eine bessere Ordnung und Reformation bei ihnen angestellt werden könne. 1

Diese erklärten, sie seien alte Personen, die man bei ihren alten Gebräuchen, der Nutzungen und Pfründen halber, lassen solle; was die Reformation betreffe, wollen sie der Herrschaft nicht Maaß geben.

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0148.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)