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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

in den 19 Morgen großen, sehr schön und sinnig angelegten Schloßgarten gelangt. Früher bestanden in dem Schloßgarten Bassins mit Springbrunnen, die Anfangs des 19. Jahrhunderts entfernt wurden; dagegen ist in den 40ger Jahren ein See angelegt worden und überdieß fließt noch ein Arm der Ohrn durch die Anlagen. Wo jetzt die sog. Bürgerfreude ist, war ein Garten des Brückenmüllers, der 1807 erkauft und zu Ehren des Fürsten Friedrich Ludwig von den Bürgern der Stadt in eine Anlage umgewandelt wurde. Ein daselbst 1815 errichteter Obelisk trägt die Inschrift: „Den guten Bürgern der Stadt Oehringen. 1807. 1815.“ Am südlichen Ende des Schloßgartens steht das 1743 im Rococostil, mit Mansardendach und verzierten Dachfenstern erbaute Saalgebäude nebst zwei Nebengebäuden (Gewächshäuser); das H.-Langenburgische Wappen ist über dem Eingang angebracht. Im obern Stockwerk befindet sich der sogen. Lustsaal, der später als Theater diente; das untere ist zu einem Wintergarten eingerichtet. Der Schloßgarten ist dem Publikum geöffnet und bietet sehr angenehme schattige Spaziergänge.

Was die Entstehung des Schlosses betrifft, so bestimmte der am 28. März 1610 verstorbene Graf Wolfgang v. Hohenlohe-Neuenstein testamentarisch, daß seine Wittwe ihren Wittumssitz in Oehringen oder Schrotzberg zu wählen habe; sie entschied für ersteres und die Söhne Wolfgangs, Graf Georg Friedrich, Kraft und Philipp Ernst verständigten sich nun ein Schloß zu erbauen, weßhalb sie am 10. November 1610 bestimmten, „daß der gemeinschaftliche Kammermeister Pistorius, Baumeister Georg Kern, Burgvogt von Neuenstein, und der Burgvogt von Weikersheim mit zwei Bauverständigen den Situm untersuchen, und den Abriß besichtigen sollen.“ Zu Ende des Jahrs 1612 war schon das Mauerwerk von 101′ Länge in 3 Stockwerken fertig und 1616 konnte dieses „Wittumbshaus“ bezogen werden.

Die verwittwete Gräfin wohnte hier bis zu ihrem Tode (16. Mai 1633); hierauf stand das Gebäude leer und wurde später den im 30jährigen Krieg obdachlos gewordenen Unterthanen zeitweise angewiesen, die es so sehr herunter kommen ließen, daß es erneuert werden mußte, wozu indessen Kirchberg und Langenburg ihre 5/12 Beisteuer verweigerten. Durch den Fürther Receß 1671 hörte die Gemeinschaft auf und das Schloß kam bei der Theilung von 1677 in den alleinigen Besitz der Neuensteiner Linie und zwar an Graf Johann Friedrich I., der es zur Residenz bestimmte. Es wurden Gebäulichkeiten erworben und das Schloß selbst 1681–83

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)