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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Hohenlohe-Neuenstein kam. Es diente zu Kanzlei und Beamtenwohnung und hieß „das Steinhaus“. In den 1830er Jahren wurde das oberste Stockwerk abgetragen und das Gebäude überhaupt verändert; trotz diesen Veränderungen trägt dasselbe mit seinen massiven, 6′ dicken Mauern, in welche die Fenster tief, nischenartig eingehen, immer noch den Stempel hohen Alterthums. Zunächst der Oberamtei steht das Kriminalgefängniß, an dem man noch Reste eines romanischen Rundbogenfrieses wahrnimmt.

3) Das Kameralamtsgebäude steht in der Karlsvorstadt in der Nähe des Oberamtsgerichts.

4) Von den 3 Wohnungen für Geistliche und 4 für Lyceumslehrer, welche früher dem inkamerirten Stift gehörten, zeichnet sich das in der Poststraße stehende Diakonatsgebäude durch seine schöne Rococobauweise aus.

5) Das in modernem Stil erbaute Bahnhofgebäude liegt an der Nordseite der Stadt etwas erhöht, sehr günstig für den Verkehr, da es von keinem Theile der Stadt zu weit entfernt ist.

Der Oberamtskorporation gehört das Polizeigefängniß. Die 1/4 Stunde nördlich der Stadt gelegene Fallhütte, des Fallmeistereibezirks „Oehringen, Büttelbronn, Baum-Erlenbach, Cappel, Langenbeutingen, Möglingen, Pfahlbach, Ohrnberg, Ober- und Unter-Maßholderbach, Zweiflingen, Eichach, Westernbach ist Privat-Eigenthum.

c) Von fürstlichen Gebäuden nennen wir:

1) Das Schloß, welches mit der Front gegen die Kirche und den Marktplatz gekehrt ist, bildet ein sehr ansehnliches langes Gebäude mit einem an der Westseite gegen hinten angebauten Flügel; von den 3 Stockwerken sind die 2 unteren im Renaissancestil erbaut und mit gepaarten oblongen Fenstern versehen, während das obere aus Mansarden bestehende Stockwerk mit seinen verschnörkelten Staffelgiebeln der Rococoperiode angehört. An der Hinterseite des Schlosses ist ein achteckiges Thürmchen angebracht, in welchem die zu den Stockwerken führende Treppe sich befindet. Das reich eingerichtete Innere des Schlosses bewahrt gute Gemälde, worunter mehrere Portraits von hohenlohe’schen Familiengliedern. Unter dem Schloß befindet sich ein großartiger Keller, in welchem die vortrefflichen Weine aus den fürstlichen Weinbergen in schönen, zum Theil reich geschnitzten Fässern lagern. Im Rücken des Schloßgebäudes schließt sich der ummauerte Hofraum mit einigen Hintergebäuden an, von dem man mittelst einer 1812 über die Ohrn errichteten Brücke

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0117.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)