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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

sind die Wiesen zum Theil einmähdig und liefern im Allgemeinen meist nur wenig und mageres Futter.

d. Der Weinbau wird in 24 Orten des Bezirks auf einer Fläche von 31334/8 Morgen betrieben, wovon 662 Morgen im Jahr 1859 nicht im Ertrag standen; von der dem Weinbau gewidmeten Fläche gehören den Grundherrschaften 417/8 Morgen, den Gemeinden 3/8 Morgen und den Stiftungen 3/8 Morgen. Die bedeutendsten Weinorte sind Adolzfurth, Langen-Beutingen, Ernsbach, Eschelbach, Forchtenberg, Harsberg, Kesselfeld, Michelbach, Möglingen, Ober-Ohrn, Ober-Söllbach, Ohrnberg, Oehringen, Pfedelbach, Sindringen, Untersteinbach, Verrenberg und Windischenbach. Die übrigen Orte haben entweder nur unbedeutenden oder gar keinen Weinbau. Die größte Weinbergsfläche hat Michelbach mit 447 Morgen. Die Weinbezirke liegen theils an den Ausläufern und Vorbergen der Keuperterrasse, deren Mergelböden den Weinbau sehr begünstigen, theils an den südlich geneigten Abhängen des Kocherthals, wo die kalkreichen, wärmehaltenden Böden des Hauptmuschelkalks und des Wellenkalks sich vortrefflich für den Weinbau eignen.

Diese auffallende Verschiedenheit der Bodenarten, auf denen der Weinbau gepflegt wird, wirkt auch verschieden auf die Erzeugnisse in Quantität und Qualität. Die Weinberge auf den Keupermergeln liefern im Durchschnitt mehr und stärkeren Wein als die im Kocherthale; auch ist den ersteren das von dem Boden herrührende sog. Bockeln (Bodengefährt) mehr oder weniger eigen. Den Kocherweinen fehlt dieser Beigeschmack; auch sind dieselben im Allgemeinen weniger lagerhaft als die Keuperweine.

Die Bauart ist fast durchweg die im württembergischen Unterlande übliche. In einem Alter von 30–40 Jahren werden die abgestandenen Stöcke durch Einlegen und Aussetzen von Wurzelreben ergänzt; mit 50–60 Jahren wird der Weinberg ganz erneuert und dann häufig vor seiner neuen Anlage 5–6 Jahre für den Kleebau benützt. Auf einen Morgen pflanzt man 3650 Stöcke, und die Schnittlinge richtet sich entweder der Weingärtner selbst zu oder er bezieht sie von der Weinverbesserungs-Gesellschaft in Stuttgart; eine Rebschule besteht in den herrschaftlichen Weinbergen am Verrenberg. Die Stöcke werden auf Schenkel gezogen und die Ruthen theils auf Bogen theils auf Zapfen geschnitten. Das Beziehen der Reben ist beinahe allgemein üblich.

Die verbreitetsten Rebsorten sind: Sylvaner, Elblinge,

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0055.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)