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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

B. Bauart und Material.

Die Wohnungen sind stattlich und geräumig; die Bauernhäuser theils ein-, theils zweistockig, wobei der erste Stock gewöhnlich von Sandstein, der zweite nebst Giebel von Holz und Fachwerk aufgeführt ist, während die Dachbedeckung aus Breitziegeln besteht. Hohlziegel sind selten, ebenso Strohdächer, die es nur noch im Gaisbacher, Feßbacher und Mangoldsaller Bezirke vereinzelt giebt. Die Öconomiegebäude stehen theils abgesondert von den Wohngebäuden, theils mit denselben unter einem Dache; sie sind entweder ganz, oder nur soweit die Stallungen reichen, aus Stein erbaut. Die übrigen Wände bestehen aus Fachwerk, welche bei neueren Gebäuden mit Stein ausgemauert, bei älteren gesticht sind. Es giebt ziemlich viele Backöfen im Freien; sie machen aber in neuerer Zeit massiven Back- und Waschhäusern Platz. Um die Häuser liegen Küchengärten. Die Dungstätten liegen vor den Stallungen, und in denselben sind mit Steinen ausgemauerte Güllenlöcher angebracht. Als Bau- und Werksteine benützt man den Lettenkohlensandstein, den feinkörnigen Keuperwerkstein, den Stubensandstein und zuweilen auch den Muschelkalk, namentlich zu Riegelmauern etc. etc. Der Holzbau wird meist aus Tannenholz ausgeführt, indessen trifft man an älteren Gebäuden auch vollständigen Eichenholzbau. Gebäude von architektonischem Werth sind: der Bahnhof, das Schloß und die Kirche zu Oehringen, die Schlösser zu Neuenstein, Waldenburg, Friedrichsruhe, Kupferzell und Pfedelbach.

C. Werth und Eigenthums-Verhältnisse.

Der Werth sämtlicher steuerbarer Gebäude betrug 1860:

a) nach dem Gebäudekataster 3.131.488 fl.
b) nach dem Brandversicherungsanschlag 5.943.525 fl.

Es beläuft sich demnach der durchschnittliche Werth eines Gebäudes

bei Zugrundlegung des Steuerkatasters auf 383 fl. 26 kr.
nach dem Brandversicherungsanschlag auf 727 fl. 44 kr.


V. Nahrungsstand.


1) Hauptnahrungsquellen.

Ackerbau, Weinbau, Viehzucht, namentlich auch Mastung von Rindvieh, Holz sind die Hauptnahrungsquellen des Bezirks. Die Gewerbe sind unbedeutend und auch in der Oberamtsstadt hauptsächlich auf den Bedarf der nächsten Umgebung an Nahrung, Kleidung und Wohnung angewiesen.

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0045.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)