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Die Eisenbahn von Neudenau nach Züttlingen führt, dem Thal des Flusses folgend, in kleinerer Krümmung als die des Flusses ist, südlich vom Ort vorbei.

Die kleine, von außen unansehnliche Kirche, im Landkirchenstil gebaut, steht im südöstlichen Theil des Orts auf dem noch benützten, mit einer Mauer umgebenen Begräbnisplatz. Nach Angaben des Pfarrbuchs läßt sich schließen, daß sie seit 1650 steht, nachdem sie sammt dem ganzen Flecken im J. 1636 durch Brand zu Grund gegangen war; die letzte Reparatur erlitt sie im J. 1867. Ins Schiff führen 2 Eingänge, beide im Rundbogen, von Westen und Norden; über dem westlichen steht die Jahrszahl 1718, am nördlichen tragen 2 steinerne Wandsäulen einen Giebel, in dessen Feld die Worte stehen: Gottes Wort bleibet in Ewigkeit; hübsch ist dieser Eingang mit wilden Reben bewachsen. An der Südwand des flachgedeckten, mit Emporen überladenen Schiffes steht die Kanzel, in der auf blauen Feldern die Evangelisten geschnitzt und bemalt erscheinen; sie ruht auf einer steinernen Säule. In dem Chor, der das untere Geschoß des Thurms bildet, sind Chorstühle angebracht; hinter dem Chor nach Osten liegt die Sakristei. Der niedrige viereckige Thurm, mit kleinen schmalen Öffnungen gegen Osten, gipfelt in spitzzulaufendem Ziegeldach. Es hängen auf ihm 3 Glocken mit folgenden Inschriften: 1. Gegossen von A. Bachert in Kochendorf 1848 für die Gemeinde Siglingen. C. Fleischhauer Pfarrer und J. F. Wittmer Schultheiß; 2. dieselbe Inschrift wie auf 1 ; 3. C. G. Neubert in Ludwigsburg 1819.

Auf dem Kirchhof sieht man die Grabsteine der Pfarrer Stang † 1837, Fleischhauer † 1850, Klein † 1866.

Die Unterhaltung der Kirche kommt der Stiftungspflege, gemeinschaftlich mit den Theilgemeinden Siglingen, Kresbach und Reichertshausen zu. – Das geräumige, alte, etwas kalte und feuchte Pfarrhaus, dessen Erbauungszeit unbekannt ist, steht nahezu am nördlichen Ende des Dorfes an der Hauptstraße gegen die Jagstbrücke; die Unterhaltungspflicht desselben hat der Staat.

Das Rathhaus war früher mit dem Schulhaus vereinigt; seit 1875 ist es in das frühere Schafhaus verlegt. Das Schulhaus, neben dem Pfarrhaus stehend, wurde 1837 neu eingerichtet und erweitert; es enthält ein Lehrzimmer und die Lehrerswohnung. Winters wird hier auch die Industrieschule gehalten. Die Gemeinde besitzt ferner 2 öffentliche Backhäuser mit einem Waschlokal,

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 639. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0639.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)