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aber noch leidlich brauchbare Orgel, im J. 1853 reparirt. Südlich davon ist die Sakristei angebaut, nördlich der Eingang zu dem an den Chor sich anschließenden viereckigen Thurm, im unteren Geschoß ebenfalls ein gothisches Kreuzgewölbe enthaltend, dessen Rippen von ähnlichen Köpfen als Konsolen getragen werden, wie die im Chor. Hienach erweist sich der Thurm und der Chor als der älteste, aus einer Zeit stammende Theil der Kirche, während das Schiff späterer Zusatz ist. Der Thurm, mit spitzigem Schieferdach, hat nur oben kleine viereckige Fensteröffnungen. Auf ihm hängen 2 Glocken mit folgenden Inschriften: 1) 1758 goß mich in Gottes Namen J. L. Lösch von Morspach nach Roigen. Schultheiß Baur. Bürgermeister M. Knörr. H. M. J. Harsch. 2) Jhesus Naserenus Rex Judeorum. Bernhart Lachamann gos mich 1501. Außen an der Südseite stehen 2 Grabsteine, 1. der des Georgius Stecher, allhier 30 Jahre Pfarrer † 1617; 2. des Tobias Neninger, einjährigen Pfarrers zu Roigheim † 20. Febr. 1714. Die Unterhaltungspflicht an der Kirche hat die Gemeinde. – Das Pfarrhaus, 1722 erbaut und vom Staat zu unterhalten, steht an der Hauptstraße; es hat 1879 eine neue Bedachung erhalten. Das Rathhaus steht ebenfalls an der Hauptstraße; die Zeit seiner Erbauung ist unbekannt. Das Schulhaus, gleichfalls an dieser Straße, 1841/42 erbaut, enthält 2 Lehrzimmer und die Lehrerwohnung. Die Gemeinde besitzt außerdem 2 Backhäuser, eine Kelter, ein Armenhaus und ein Schafhaus. Zu bemerken ist auch noch eine auf einem freien Platz bei der Hauptstraße stehende Linde, um welche noch die steinernen Stützen einer alten abgegangenen stehen.

Das dem Staat gehörige Stationsgebäude, massiv von Sandstein gebaut, steht östlich vom Ort auf dem rechten Ufer der Seckach.

Der Ort hat Überfluß an gutem Trinkwasser, das von 4 laufenden und einem Pumpbrunnen geliefert wird; das Abwasser aus den laufenden Brunnen fließt in den Straßenkandeln ab. Eine leichthaltige Schwefelquelle, früher als „Wildbadbronnen“ dem Herzog von Württemberg gehörig, befindet sich neben der Mühle bei der Seckachbrücke; im Jahre 1832 war sie eine Zeit lang unterbrochen; das Bad bestand bis in die 1830er Jahre herein (s. u.). Die Markung ist überhaupt reich an Quellen (Grabbrunnen, Fischkasten, Eldengrundbrunnen, Ursprung); sie wird von Norden nach Süden durchflossen von der

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 630. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0630.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)