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29. Roigheim,


Pfarrdorf, Gem. III. Kl. mit Marktgerechtigkeit, Eisenbahnstation, 1032 Einw., worunter 24 Kath., welche nach Berlichingen, O.A. Künzelsau, eingepfarrt sind.

Roigheim ist der am nördlichsten gelegene Ort des Bezirks und liegt anmuthig in dem ziemlich breiten, saftigen Wiesenthal der Seckach, auf der rechten Seite des Flusses, nordwestlich gegen die Höhen ansteigend in dem Einschnitt des Welzbachs, umgeben von waldigen Bergen. Das Innere des Orts zeigt zum Theil ansehnliche Häuser und ist ziemlich sauber gehalten. In den Kandeln der Straße fließt das überreichlich vorhandene Brunnenwasser hinab zum Fluß. Eine Staatsstraße führt über die nahe Grenze nordöstlich ins Badische nach Sennfeld und Adelsheim Seckach-aufwärts, und südlich dem linken Ufer des Flusses entlang nach Möckmühl. Die Hauptstraße des Orts setzt sich in nordwestlicher Richtung fort als Vizinalstraße nach Unterschefflenz und Mosbach; eine weitere Vizinalstraße führt südlich nach Bittelbronn. Nördlich vom Stationsgebäude überschreitet die Hauptstraße den Fluß auf schöner neuer, 1876/77 gebauter steinerner Brücke mit eisernem Geländer auf 2 Bogen. Es ist an ihr das württembergische Wappen und das von Roigheim angebracht. Die Eisenbahn, fast durchaus auf dem rechten Ufer der Seckach bleibend, führt im Osten am Ort vorbei in der Linie Möckmühl-Sennfeld-Adelsheim; sie überschreitet zweimal den Fluß, sodann den Welzbach und den Elmbach.

Die Pfarrkirche, welche bei dem großen Brand im Jahr 1719 (s. u.) der Vernichtung entgangen ist, ein unansehnlicher Bau, steht etwas erhöht im nordwestlichen Theil des Orts rechts von der Straße nach Mosbach auf dem noch benützten, nach Norden ansteigenden Begräbnisplatz, der mit einer Mauer umgeben und im Jahr 1869 vergrößert worden ist. Das flachgedeckte Schiff der Kirche ist niedrig; der südliche Eingang hat gothischen Stil; über demselben ist ein Wappen, das aber wegen der Tünche kaum zu erkennen ist; es scheint einen Schlüssel (?) oder irgend ein Instrument zu enthalten. Der Chor zeigt ein gothisches Kreuzgewölbe mit Köpfen als Konsolen und hat 2 gothische Fenster. Im Chor ist auf niederer Empore die alte,

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 629. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0629.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)