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Gutes und reichliches Trinkwasser liefern dem Ort 7 laufende Brunnen; nur ein Brunnen führt Kalkstein. Die Markung ist überhaupt reich an Quellen, die gutes Wasser führen; das Trinkwasser wird in der Nähe des Orts gefaßt und in eisernen Teucheln geleitet. Von Gewässern auf der Markung sind zu nennen der Kocher, der den nördlichen Theil derselben durchfließt; in ihn fließt der Willenbach von rechts her, in die große Biegung des Flusses, unterhalb der Ziegelhütte mündend. Im südlichen Theil fließt der Lautenbach oder Altigsbach, der auf Kochendorfer Markung in den Neckar mündet.

Die sehr ausgedehnte Markung erstreckt sich von den Höhen auf dem rechten Kocherufer weit nach Süden bis in die waldigen Züge, die sich östlich hinter dem Scheuerberg fortsetzen. Sie umfaßt neben dem schönen, breiten Wiesenthal des Kochers ein ausgedehntes Plateau des schönsten, fruchtbarsten Ackerfeldes, dessen Boden meist Lehm mit Sand vermischt enthält.

Das Klima ist im allgemeinen mild, doch kommen theilweise Frühlingsfröste vor; Gewitter sind zwar häufig, aber Hagelschlag selten. Von den Gesteinsarten kommen Kalksteine und Tuffsteine vor; auch sind Lehm-, Sand- und Kiesgruben vorhanden.

Die Ortseinwohner sind rührig und erwerbsam. In der Hand des vermöglichsten Einwohners sind 50–60 Morgen; der mittlere Mann besitzt etwa 15 bis 20 Morgen. Die nöthigen Handwerker sind alle vorhanden; am stärksten sind die Schuhmacher vertreten, welche auch nach außen arbeiten. Außerdem gibt es 5 Schmiede, 4 Wagner, 4 Schreiner; unter letzteren ist besonders ein Kunstschreiner zu nennen, welcher unter der Anleitung des Ortspfarrers (s. u.) die Anfertigung von stilvoll gearbeiteten Hochaltären u. s. w. betreibt. Am Kocher ist eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang; weiter finden sich: eine Ziegelei, eine Bierbrauerei mit Wirthschaft und sonst noch 3 Schildwirthschaften; auch sind 4 Kaufleute und Krämer im Ort.

Handel wird mit Vieh und Frucht durch die ortsansäßigen Israeliten betrieben.

Die Landwirthschaft befindet sich in gutem Zustand. Von Handelsgewächsen werden besonders Reps, Mohn, Flachs, Hanf, Zuckerrüben und Cichorien gebaut. Der höchste Preis eines Morgens Acker steht auf 800 fl., der niederste auf 3–400 fl.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 587. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0587.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)