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Façade gegen Norden. Unten gegen die Straße ist eine Art Halle mit steinernen Rundbögen, halben Arkaden, die aber nach vorn unten vermauert sind; auch von Westen und Osten führt ein Rundbogen hinein. Das Erdgeschoß enthält das Wachlokal, den Arrest u. s. w.; oben sind die Gelasse für das Schultheißenamt. An der Vorderseite des Hauses ist eine Steinplatte eingesetzt, in deren oberem Theil ein größeres Hochmeisterwappen erscheint, darüber die Jahreszahl 1600, darunter neben einander 4 kleinere Deutschordenswappen. Unter dem Gesimse dieser Platte befindet sich auf einer zweiten das Wappen von Oedheim, rechts der Mann mit Hellebarten, links die Pflugschar. Die Zeit der Erbauung des Rathhauses ist unbekannt.

Die Gemeinde besitzt ferner eine große Kelter mit 3 Bäumen und 2 kleine Keltern (es bestehen außerdem 3 Privatkeltern im Ort), 2 Backhäuser mit 3 Backöfen; zwei Armenhäuser, ein Schafhaus mit Scheuer und Stallung.

Das Schulhaus im nordwestlichen Theil des Orts, etwas zurückstehend von der Hauptstraße, erbaut im J. 1837, enthält 3 Lehrzimmer; der erste Schullehrer wohnt im Haus, die beiden anderen in Privatwohnungen. Es besteht außerdem eine Kleinkinderschule und eine Mädchenarbeitsschule.

Die Synagoge, ein zweistockiger Riegelbau, in dessen oberem Theil der Betsal sich befindet, steht an der sog. Fahrgasse. Über dem Eingang im Süden ist eine hebräische Inschrift und: „gebaut im J. 1864.“

An der andern Seite der Fahrgasse steht ein altes Haus, das sog. Frauenhaus oder Witwenhaus mit hölzernem Erker; an seiner nordöstlichen Ecke trägt ein Stein die Jahreszahl 1699, während an der Südseite, ganz unten am Boden ein Stein eingelassen ist, auf dem ein Cruzifix erscheint, zur rechten ein Mann, links eine Frau, mit 2 Wappen, rechts ein Rabe, links scheint ein Thurm. Inschrift: Juncker Conrat von Helmstat 1528. Frau Kunigunde Stumfin geb. von ...

Rechts unten von der Fahrgasse steht aus der Anhöhe unmittelbar über dem Fluß das Schloß der Freiherren Capler von Oedheim gen. Bautz. Dasselbe war ursprünglich pfälzisches, dann württembergisches Lehen neben Junker Bauzens eigenthümlich erkauftem Hof, „vor Jahren von einem Graben auf anderthalb Manns tief umgeben, der inner 20 Jahren hero nach und nach mit anderem verrschütt worden, welcher Graben unten beim Fahrhaus angefangen und ist auf der Seite gegen

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0585.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)