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das ganze Herzogthum, so auch für Neuenstadt eine unruhige kämpfereiche Zeit. Das Städtchen hatte an Herzog Ulrichs Mißgriffen und Mißgeschicken seinen vollen Antheil zu nehmen, so gleich am Armen Konrad 1514, der Vertreibung des Fürsten durch den Schwäbischen Bund 1519, am Bauernkrieg 1525, der Wiedereroberung des Landes 1534, dem Schmalkaldischen Krieg 1546. (Siehe über alles dieses oben S. 205 ff.). Um so glücklichere Zeiten führte Herzog Christoph auch über N. herauf. Er baute 1560 den neuen Flügel des Schlosses und die Obervogtei und begründete damit für seine Nachfolger die Möglichkeit, N. zu einer Residenz für Prinzen und Prinzessinnen des Fürstenhauses zu erheben, was es von 1617 bis 1781 gewesen ist. Zunächst wurde unter Herzog Friedrich (1593–1608) das Schloß aus- und die Kirche umgebaut, worauf jenes im Januar 1618 erstmals ein apanagirter Prinz, Friedrich Achilles, bezog. Nach dessen 1631 erfolgtem Tod und einer kurzen österreichisch-katholischen Zwischenzeit 1635–1646 überließ Herzog Eberhard III. 1649 seinem Bruder Herzog Friedrich, als derselbe nach ruhmvoller Betheiligung am Krieg in die Heimat zurückkehrte, die Städte und Ämter Neuenstadt und Möckmühl mit allen Einkünften und der durch den gemeinschaftlichen Vogt oder Amtmann zu handhabenden niedergerichtlichen Obrigkeit, ferner den Neuenstadter Forst und die Anwartschaft auf den Böringsweiler Forst, das Recht der Präsentation für die erledigten Pfarreien etc. Mehr als 30 Jahre hat fortan Friedrich in N. gewaltet, als ein gerechter, gütiger Herr, der trotz den Nachwehen der langen Kriegszeit und trotz den 12 Kindern, welche ihm seine Gemahlin, eine Herzogin von Braunschweig, in N. schenkte, noch so viel übrig behielt, daß er in seiner Residenz eine Bibliothek von mehr als 20.000 Nummern, ein hauptsächlich durch den aus Paris flüchtigen Arzt Charles Patin, † 1693, zusammengebrachtes Münzkabinet von einigen Tausend Stück und eine werthvolle Rüst- und Kunstkammer anlegen konnte. Von seinen 12 Kindern überlebten den Vater, als er am 24. März 1682 starb, nur drei Söhne, die Erben seiner militärischen Tüchtigkeit. Während der zweite Sohn, Ferdinand Wilhelm, geb. zu N. 12. Septbr. 1659, als einer der gefeiertsten Feldherren schon im 42sten Lebensjahr in Holland starb, hatte den älteren, Friedrich August, geboren in Neuenstadt am 12. März 1654, der Vater schon frühe aus dem Feld, wo übrigens auch er durch Tapferkeit sich hervorthat, zurückgerufen und 1679 mit

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 560. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0560.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)