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Die Erwerbsmittel der pfälzisch-fränkisch lebhaften Einwohner bestehen in Ackerbau, Weinbau und etwas Gewerbe. Es besteht eine Papierfabrik, die einer Aktiengesellschaft gehört, etwa 2 km oberhalb der Stadt an der Seckach gelegen, ferner eine Kunstmühle im J. 1863 erbaut, ebenfalls oberhalb der Stadt an der Seckach; in der Stadt an der Seckach sind 2 Kundenmühlen, die eine mit einem Mahl- und einem Gerbgang, Ölmühle und Hanfreibe, die andere mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang, ferner eine Sägmühle und eine Ziegelei, sämmtlich mit gutem Erfolg betrieben. Schildwirthschaften gibt es 8, 2 Bierbrauereien mit Wirthschaft und 10 Kaufleute und Krämer.

Die Vermögensverhältnisse sind mittlere, der Grundbesitz des reichsten Bürgers beträgt 110 Mrg., der des Mittelmanns 20, der der ärmeren Klasse ca. 1 Mrg. Die Zahl der zu unterstützenden Ortsarmen ist nicht bedeutend.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand und wird fleißig betrieben.

Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt; die 2mähdigen Wiesen, von denen ca. 40 Morgen bewässert werden können, ertragen ein gutes Futter, von dem viel nach außen verkauft werden kann.

Weniger ausgedehnt ist der Weinbau (s. o. S. 147).

Der Obstbau wird stark betrieben.

Die Stadt besitzt 2063 Morgen Waldungen, vorherrschend Laubwald. Der Holzertrag wird theils vertheilt, wobei ein Bürger 1/2 Klafter gemischtes Holz und 75 Wellen erhält, theils verkauft; der Erlös dafür, der in die Gemeindekasse fließt, beträgt ca. 25.000 M.

Die Brach- und Stoppelweide wird im Sommer und Winter mit 500 Stück Schafen befahren, welche im Ort überwintert werden. Das der Gemeinde zugehörige Weiderecht ist um die Summe von 900 M. jährlich an den Ortsschäfer verpachtet; die Pferchnutzung trägt jährlich 1500 M.

Allmanden sind in ziemlicher Ausdehnung vorhanden; sie werden theils als Schafweiden benützt, theils als „Zwingerländer“ an der Stadtmauer der Bürgerschaft zur Nutznießung überlassen. Der Stadt gehört ferner der Sülzhof, ca. 300 Mrg. enthaltend, ganz an der westlichen Grenze der Markung gegen Baden gelegen, derzeit um 6400 M. verpachtet.

Der Staat besitzt an ehemaligen Kellerei-, Widdums- und Besoldungsgütern 18,76 ha = 60 Mrg., welche einzeln verpachtet sind.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0512.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)