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bei der Hasenmühle. In den inneren und äußeren Seeäckern waren früher Seen, die aber jetzt trocken gelegt und als Ackerfeld benützt sind.

Die Markung wird berührt vom Neckar und vom Kocher. Bei Hochwasser dringt das Stauwasser in den unteren Theil des Orts. Mehr Schaden verursacht durch sein Austreten zuweilen der Merzenbach.

Die Gemeindemarkung beträgt im Ganzen 2964 Morgen, und zwar 1810 Morgen Ackerfeld, 435 Morgen Wiesen, 40 Morgen Weinberge (wovon ca. 1/4 nicht im Ertrag), 327 Morgen Wald. Vom Neckarthal im Westen steigt das Terrain gegen Osten zur Hochebene an. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbarer, tiefgründiger Lehmboden, zum Theil mit Sand gemischt, auf dem alle Gewächse, außer Reps und Flachs, vorzüglich gedeihen. Das Klima ist im ganzen mild, doch kommen bei Nordostwind Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten vor; besonders ist die Gegend starkem Westwind ausgesetzt. Gewitter sind häufig, Hagelschlag dagegen selten.

Ein Kalksteinbruch befindet sich auf der Markung in den Forsthalden für den örtlichen Bedarf; Sandsteine werden von auswärts bezogen. Auch sind Lehm-, Sand- und Kiesgruben vorhanden. Auf der Markung befinden sich auch mehrere verlassene Bohrlöcher zur Gewinnung von Soole.

Die Haupterwerbsmittel der Bevölkerung bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerbebetrieb; die Einwohner, von denen gegenwärtig 15 über 80 Jahre zählen, stehen größtentheils in guten Vermögensverhältnissen; doch befindet sich auch eine nicht unerhebliche Zahl ärmerer Familien, die ihr Auskommen in der Saline Friedrichshall finden, im Ort. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt an Äckern, Wiesen und Waldungen 16 ha, der des Mittelmanns 4 ha, der der ärmeren Klasse ca. 16 ar.

Im Gewerbebetrieb wetteifert der Marktflecken Kochendorf mit der Oberamtsstadt. Es ist daselbst eine Glockengießerei und Feuerspritzenfabrik von Gebrüder Bachert mit starkem Betrieb, eine Ziegelei, eine Mahlmühle am Kocher (in früheren Zeiten Bannmühle, von der Greckschen Herrschaft gebaut und ihr zugehörig) mit 4 Mahlgängen, einem Gerbgang und Hanfreibe; eine Sägmühle in der Nähe des Orts, die Hasenmühle südlich vom Ort am Altigsbach. Ferner sind im Ort 7 Schildwirthe, 7 Schenkwirthe und 2 Bierbrauereien, eine mit Wirthschaft

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0464.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)