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sich der Schloßgarten an. – Den unteren Theil des ganzen Schloßcomplexes, unmittelbar über der Straße, den unteren Schloßhof umschließend, kaufte die Gemeinde 1830 und richtete Schulgelasse und Lehrerwohnungen, eine Scheuer und ein Backhaus darin ein. Der obere Theil, das eigentliche Schloß, diente von 1806 bis 1829 als Kameralamt (nach Neuenstadt verlegt), wurde dann an einen Privaten Levi um 2000 fl. verkauft, der eine Liqueurfabrik darin einrichtete. Das ganze Schloß „Zwingenberg“ wurde nach dem Lagerbuch von 1683–1700 im Jahr 1606 von Herrn Wolff Konrad Greckh „von Grund aus neu erbaut, aber nachdeme solches durch den 30jährigen Krieg ganz in Abgang, von Herrn Joh. Greckh wieder renovirt worden 1681.“

Links vom nördlichen Ausgang des Dorfes, unweit des Kochers im Thal steht das ehemals Kaiserliche Lehensschloß, in früheren Zeiten „mit einem gefütterten Wassergraben versehen, so mit einem schönen Damm umfangen“. Heutzutage ist das Schloß im Besitz der Witwe des 1847 gestorbenen Generalmajors von Breuning, der vom König Friedrich damit belehnt worden war. Die nach Osten stehenden Ökonomiegebäude zeigen gegen die Straße starke Mauern und 3 massive Rundthürmchen mit Schießscharten. Zwischen zweien derselben führt ein Thor, über welchem sich das Grecksche und Gemmingensche Wappen mit „Anno dni 1568“ sowie eine sog. Pechschnauze befindet, in den das Schloß umgebenden, modern hergerichteten Schloßgarten; die einst über den Wassergraben führende Brücke ist verschwunden, der Graben selbst zugeworfen. Die Façade des Schloßgebäudes, 2 Stockwerke über dem Parterre enthaltend, mit geradlinigen Fenstern, ist gegen Osten gerichtet; der Giebel gegen Süden zeigt konkave und konvexe Linien, der nördliche ist ein Staffelgiebel. Über der Hausthüre befindet sich das Grecksche und Gemmingensche Wappen mit der Jahreszahl 1533 und dem Vers Psalm 127, 1. Von der Thüre führt der Gang durch das Erdgeschoß zu dem an der Rückseite angebauten achteckigen Treppenthurm, mit steinerner Wendeltreppe. Im Parterre sind stattliche gewölbte Räume, Saal, Küche u. s. w.; an der Südgiebelseite steigt von unten ein eckiger Erker auf, oben mit dem Wappen von Gemmingen und Stein.

Schräg gegenüber auf der andern Seite der nach Jagstfeld führenden Straße steht in einem Hofraum, der gegen die Straße durch eine Mauer abgegrenzt ist, ein stattliches, massiv mit dicken Mauern gebautes Wohnhaus, das frühere Besitzthum der Herren

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0462.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)