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der obere Stock neu ist. Auf dem First sitzt ein spitzes Glockenthürmchen. An der Südseite außen führt eine alte hölzerne Treppe zu dem hohen ersten Stock. Das Balkenwerk zeigt allerlei Verzierungen in abwechselnden Dessins eingeschnitten, an der Ostseite sind auch solche Konsolen. An dem südöstlichen Eckbalken ist noch die Stelle deutlich, wo ein Eisen und das Stehbrett des Prangers angebracht waren. Erbaut wurde das Haus 1597 (diese Zahl steht an dem südöstlichen Eckbalken), renovirt 1786. Auf einem Stein an der südwestlichen Ecke steht: Damaliger Herr Schultheiß Samuel Schneider 1786 und Herrn Burgermeister Christian Elsäßer, Andres Wecresser, Adam Horn. – Ein Fenster im ersten Stock enthält ein kleines, altes, farbiges Scheibchen mit folgender Inschrift:

Richter stand dem rechten bey
Als ob heut der jüngst tag sey
Dan wie Du wirst richten mich
Also wird got urtheylen dich
Hastu gewalt zu richten, so nicht recht
Dan got Dein Herr und du knecht
Nit urtheyl auf des einen clage
Hore vor auch des andern sage
Dan wie die Sonn vertreybt den schne
Also bleibt unser keiner uff erden me.
15 HE 54.

Das Schulhaus befand sich früher, seit 1830, sammt den Lehrerwohnungen in dem untern Theil des Greckenschlosses. Das neue Schulhaus, 1879/80 von der Gemeinde mit einem Aufwand von 40.000 M. gebaut, im April 1880 bezogen, unten Sandstein oben Backstein, steht an der Hauptstraße, westlich von der Kirche an der Stelle der abgetragenen Zehentscheuer; es enthält 4 Lehrlokale; die Wohnungen der Lehrer verbleiben in dem früheren Lokal. Die einklassige Realschule befindet sich sammt der Reallehrerswohnung in einem von der Gemeinde gemietheten Privathaus.

Ferner besitzt die Gemeinde eine Wohnung für den Schultheißen, zugleich Spritzenlokal enthaltend, ein öffentliches Backhaus mit 3 Öfen, 2 kleine Obstpressen im unteren Raum des Rathhauses, ein Armen- und Krankenhaus, eine Arbeiterwohnung für 8 Familien.

Dem Staat gehört das Bahnhofgebäude, 3/4 km südwestlich vom Ort, von Stein gebaut, mit Erdgeschoß und einem Stock.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0460.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)