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(1448. 1480), von Handschuchsheim (1480); eine Zeitlang zu Ende des 15. Jahrhunderts hatte auch der Markgraf von Brandenburg Lehensrechte in einem Theil von Jagsthausen (Reg. 1480. 1487) und zu gleicher Zeit besaß der Pfalzgraf von Heidelberg (Reg. 1495) Leibeigene daselbst. Schließlich aber waren die Berlichingen die einzigen Grund- und Ortsherren, doch so, daß die wichtigeren Strafsachen dem Möckmühler Centgericht zustanden (s. Möckmühl).

Von den direkten Beziehungen des weitverzweigten Geschlechts der Berlichingen zu Schloß und Dorf Jagsthausen mag hier, unter Verweisung auf die Geschichte der Familie in der Beschreibung des Oberamts Künzelsau, Folgendes hervorgehoben werden:

Der berühmteste Angehörige derselben, dem durch seine Selbstbiographie und noch mehr durch Goethes allbekanntes Drama[1] unvergänglicher Nachruhm gesichert ist, Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, ist ohne Zweifel in J. um das Jahr 1480 geboren als der jüngste von fünf Söhnen Kilians v. B. und der Margarete von Thüngen, wurde von da in die Schule nach Niedernhall zu einem Vetter Konz v. Neuenstein, und als er „nit viel Lust zur Schulen, sondern viel mehr zu Pferden und Reiterei trug“, zu seinem im Kriegs- und Staatsdienst erprobten Vetter Konrad von B., Markgräflich Ansbachischem Rath, gebracht, dem er nun 3 Jahre als Bube (Knappe) diente, bis er die Leiche des auf dem Reichstag zu Lindau 1496 verstorbenen Lehrmeisters in die Heimat, zur Bestattung bei seinen Ahnen im Kreuzgang des Klosters Schönthal, zu geleiten hatte. Nach einem Feldzug über den Rhein mit dem Markgrafen Friedrich v. Ansbach 1498, während dessen Kilian in J. gestorben war, „wollte Götz sehen, wie seine Mutter, Bruder und Schwester haushielten, und blieb denselbigen Winter, bis die Faßnacht herzu gieng, bei seinen Freunden zu J.“ Bald „fieng sich der Schweizer Krieg an und hatte Göz Jagsthausen genug und ritt hinauf gen Onolzbach“ (Ansbach) und von da mit seinem Herrn in den Krieg. Wieder „über ein Jahr ritten G. und sein Bruder Philipp gen Heilbronn und wie sie wieder im Heimreiten waren und zu der Neuenstadt am Kocher durchziehen, läuft ihnen der Schultheiß nach, der hieß Schwarz Hansen, und schreit sie an und that die Werbung, es hätt sie ein gut Gesell gebeten, sie sollten ihm ein Reis’ dienen; da sagt Götz für sich, wiewol als der Jüngst: wär


  1. Der Dichter, dem es J. verdankt, daß sein Name in der ganzen gebildeten Welt bekannt ist („J. ist ein Dorf und Schloß an der Jagst, seit zweihundert Jahren den Herren von Berlichingen erb- und eigenthümlich“) war selber nie in J. Dagegen schickt er 1809 an Frau v. Stein (Briefe 3, 406) einen Brief seines Sohnes August über einen Ausflug von Heidelberg nach Heilbronn, Jagsthausen, Schönthal etc., worin es heißt: „Jagsth. liegt bezaubernd schön; das Stammschloß ist ganz so wie es der Kupferstich auf meiner Stube zeigt. Mir wurde ganz wohl auf diesem klassischen Boden.“
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0444.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)