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über der Thüre das Berlichingensche Wappen. Das Gebäude ist jetzt Sitz des Berlichingenschen Rentamts und Wohnung des Rentamtmanns. 2. Das Neue Schloß, die jetzige Herrschaftswohnung, einfach gehaltenes, zweistockiges Gebäude aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts, erbaut von Graf Joseph von Berlichingen; es hat die Façade gegen Osten; davor Garten mit modernen Anlagen; hier steht eine in der Nähe gefundene röm. Brunnenschale und eine ausgegrabene kleine steinerne Säule mit beschädigtem Capitäl. 3. Das Alte Schloß, auch Inneres Schloß genannt, die Gözenburg, steht nördlich vom Ort am höchsten Punkt mit Steilabfall gegen Osten in das Jagstthal. Über den Schloßgraben führt von Süden her eine kleine Brücke zu dem 1876 gänzlich neugebauten, leider unvollendeten südlichen Flügel des Schlosses. Durch einen neuen viereckigen, oben an den Seiten von 2 Rundthürmchen flankirten Thurm geht der Weg durch das Thurmportal mit dem Berlichingenschen Wappen in den Schloßhof. In der südöstlichen Ecke desselben steht ein polygoner Treppenthurm mit steinerner Wendeltreppe, über dem Eingang 2 Wappen. Diese Treppe führt in den 2stockigen Südflügel des Schlosses. Die Façade gegen Süden wird im Osten abgeschlossen durch einen kleinen Rundthurm, dessen oberer achteckiger Theil in einem Schieferdach gipfelt; auf diesem Dach sitzen spitzbogige Giebelchen. Die Façade zeigt theils gothische, theils geradlinig geschlossene Fenster; vom zweiten Stock aus geht ein großer, auf steinerner Basis ruhender Altan mit steinernem Geländer. Der Ostflügel zeigt 2 abgetreppte Giebel, verbunden durch eine Terrasse mit Zinnenbrüstung. Der nördliche Flügel ist auf den Seiten flankirt durch 2 starke achteckige Thürme, vor ihm läuft der Schloßgraben; der massige Thurm in der nordöstlichen Ecke ist noch gewaltiger als der westliche. In seinem mittleren Geschoß befindet sich das von Berlichingensche Archiv; dasselbe enthält zahlreiche Urkunden und Akten, einen an die Wand gemalten Stammbaum der Herren von Berlichingen, römische Alterthümer, hier ausgegraben, alte Waffen, besonders türkische Waffen, erbeutet von Graf Joseph von Berlichingen, die berühmte eiserne Hand des Ritters Göz von Berlichingen (Abbildung, Beschreibung und Geschichte der Hand bei F. Graf v. Berlichingen, Gesch. d. Ritters Götz v. Berl. 1859 S. 469 ff.), ein Glas von demselben mit der Aufschrift: „1547 Götz Berlichingen Jagsthausen“, eine Sammlung von alten Glasgefäßen, darunter bemerkenswerth ein großes cylindrisches mit Wappen

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0438.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)