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Nachdem die Steinsalzgewinnung in Friedrichshall im Gange war, wurde diesem Werk ein Theil der inländischen Faktorien, sowie verschiedene chemische Fabriken des In- und Auslandes, die bisher von Wilhelmsglück versorgt worden waren, zugewiesen, wodurch große Ersparnisse von Frachtkosten der Staatskasse zufielen. Von Jahr zu Jahr nahm ungeachtet der Koncurrenz der fast gleichzeitig entstandenen Steinsalzwerke zu Staßfurt bei Magdeburg und St. Nikolas-Varangeville bei Nancy der Absatz von gemahlenem Fabriksalz in die Rheingegend zu, während der Verkauf von Stücksalz nach Holland wegen der schwer zu verdrängenden englischen Koncurrenz sich nur in einzelnen Jahren über 100.000 Ctr. erheben konnte. Im Jahr 1868 war eine Vergrößerung der Steinsalzmühle um 4 weitere Mahlgänge nothwendig; auch wurde ein neues Turbinenhaus mit einer zweiten Turbine und ein neues Quetschwalzwerk mit Paternoster aufgestellt, was zusammen einen Aufwand von 42.378 fl. 22 kr. verursachte. Später, im Jahr 1877/78 kam an die Stelle von zwei Mahlgängen eine sehr leistungsfähige Schleudermühle.

Kehren wir wieder zu der Kochsalzgewinnung zurück. Anfangs der 50er Jahre waren die Absatzverhältnisse für Kochsalz von Friedrichshall und Clemenshall derart, daß beide Salinen nicht hinreichend beschäftigt werden konnten und zur Erzielung von Ersparnissen daran gedacht wurde, das Gesied in Clemenshall ganz aufzugeben. Friedrichshall war bisher fast ausschließlich auf die Bereitung grobkörnigen Salzes für das Ausland beschränkt; es sollten daher die dortigen Einrichtungen zur Erzeugung von Feinsalz vergrößert werden. Hiezu bestimmte man das schadhafte Siedhaus Nr. II, dessen eine Hälfte schon seit 1843 kalt lag. In symmetrischer Anordnung in Einem Stockwerk vereinigt wurden 2 Siedpfannen, 2 Dampfpfannen und die theils mit Rauch, theils mit Dampf geheizten Trockenherde aufgestellt. Eine 100′ hohe Esse nimmt den Rauch der für Steinkohlenbrand eingerichteten Feuerungen auf. Die Kosten dieses in den Jahren 1854 und 55 ausgeführten Bauwesens beliefen sich auf 45.931 fl. 42 kr. Auch im Siedhaus Nr. III wurden die im oberen Stock befindlichen Rauchtrocknungen wegen der schädlichen Kondensationswasser in den Siedraum verlegt, das Dampfgesied aber aus dem gleichen Grunde im Jahr 1868 ganz aufgegeben. Das längst nicht mehr benützte Siedhaus Nr. I kam im Jahr 1867 zum Abbruch.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0425.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)