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Aufschwung genommen hat. Im Jahre 1879/80 betrugen die Versendungen von Friedrichshaller Stein- und Kochsalz theils zu Wasser, theils zu Land über 11/2 Millionen Centner, wovon ein großer Theil in das Ausland ging. Wie ganz anders sah es noch am Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts mit der Salzerzeugung in Württemberg aus! Damals war nur die einzige Saline zu Sulz a./N. vorhanden, wo aus geringhaltigen, durch Bergbauarbeiten aufgeschlossenen Salzquellen mittelst Gradirwerken kaum 10.000 Ctr. Salz im Jahr erzeugt wurden, und auch nachdem im J. 1802 die Saline Hall hinzugekommen war, konnte das Bedürfnis des Landes bei Weitem nicht gedeckt, sondern es mußten noch große Mengen Kochsalz von Bayern bezogen werden. Diesem Salzmangel abzuhelfen, war das eifrige Bestreben der Württb. Regierung und als daher im J. 1810 die Pächter der inzwischen ebenfalls an Württemberg gefallenen Saline Clemenshall erstmals mit ihren Bohrversuchen bis auf das Steinsalzgebirge vorgedrungen waren, und eine nahezu gesättigte, aber nicht nachhaltige Soolquelle aufgeschlossen hatten, säumte die Regierung nicht lange, auch ihrerseits einen Bohrversuch am unteren Neckar anzustellen. Eine besondere Anregung hiezu ging von dem berühmten Salinisten Geh. Hofrath und Prof. Langsdorff in Heidelberg aus, indem derselbe in einem Schreiben an den König Friedrich vom 18. Mai 1812 auf den salzigen Geschmack des Gypses bei Neckarsulm aufmerksam machte. Eine genaue örtliche Untersuchung ergab zwar, daß dieser Gyps nicht dem Muschelkalk, sondern einem jüngeren Gebilde (Keuper) angehöre, auch sein Geschmack nicht von Kochsalz, sondern von Bittersalz herrühre; aber geognostische und andere technische Gründe lenkten den um die Gründung der Saline hochverdienten Bergrath v. Bilfinger sen. auf einen anderen Punkt in den sogenannten Steinäckern bei Jagstfeld, wo am 17. Aug. 1812 der dreizöllige Bohrer angesetzt wurde. Im April 1815 bei einer Tiefe von 345′ war der Gyps erreicht und der Salzgehalt der Bohrlochwasser nahm von da an immer mehr zu. Nach zwei gefährlichen Gestäng- und Seilbrüchen kam man endlich im April 1816 bei 498′ auf das eigentliche Salzgebirge, dem eine vollkommen gesättigte, nachhaltige Soole entstieg, und noch im Tiefsten des Bohrlochs von 524′ steht Steinsalz an, welches ein schwaches Zwischenmittel von Gyps einschließt.

Von diesem glücklichen Funde, dessen Gedächtnis durch ein gußeisernes Monument auf der Saline bewahrt wird, geht eine

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0410.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)