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Rundthürme an der Ostseite führt ein im Spitzbogen gewölbter Gang, der aber zum Theil eingestürzt ist, unterirdisch in der Richtung nach Nordwest. In dem Thorweg sind 2 gleiche, große steinerne Wappen in die östliche Mauer eingesetzt, die früher irgendwo anders angebracht waren. Das eine hat die Jahrszahl 1767, das andere 1773. Es sind 2 Hochmeisterwappen des Karl Alexander, Herzog von Lothringen, oben mit der Fürstenkrone, zu den Seiten als Schildhalter gekrönte Greifen mit Kronenkette um den Hals. Im inneren Schloßhof steht westlich, von Nord nach Süd, mit Schnörkelgiebel gegen Süden, das große 4stockige Hauptgebäude, das alte Schloß, massiv gebaut mit hohem, in 2 Abtheilungen aufgesetztem Mansardendach, heutzutage die Pächterwohnung. Daran schließen sich nach Süden und Osten weitere Gebäude, ziemlich unregelmäßig aneinander gefügt. Zwischen diesen erhebt sich im südlichen Theil ein viereckiger massiver Thurm mit kuppelähnlichem Schieferdach. Die auf ihm hängende Glocke hat die Inschrift: 1736 Clemens August, Kurfürst zu Köln Hoch- und Deutschmeister, von Buseck Kommenthur zu Horneck. Joachim Hauck, Hoch- und Deutschm. Hoffrad und Amtmann. – Leonhardt Lösch.

In der Mitte des Schloßhofs befindet sich ein laufender Brunnen mit steinerner Brunnensäule und neuem eisernem Bassin.

Die Aussicht von der erwähnten Terrasse im Nordosten ist sehr hübsch, das Jagstthal sowie die gegenüberliegenden Höhen mit der Höchstberger Kapelle, Obergriesheim, Duttenberg bis nach Wimpfen, im Thal die Mühle, Untergriesheim und die Bahn erscheinen dem Beschauer, während das Schloß und die hohe Schloßmauer selbst gegen Norden eine kahle Seite darbieten.

Unmittelbar unterhalb des Berges, auf dem das Schloß steht, finden wir die sog. Heuchlinger Mühle, sehr freundlich gelegen; das Hauptgebäude zeigt geschweiften Giebel nach Westen. Ein Fußweg mit steinernen Staffeln führt dazu vom Schloß an der Ostseite hinab und unter der Bahnlinie durch. Die Straße von Kochendorf nach Obergriesheim läuft heutzutage an der westlichen Seite des Schlosses vorbei in Serpentinen hinab ins Thal, überschreitet zuerst die unmittelbar unten am Schloßberg vorbei führende Eisenbahnlinie, dann auf 5bogiger steinerner Brücke den Mühlkanal und die Jagst.

Oben an der Straße nach Kochendorf, südlich vom Schloß, steht ein Bildstock, gestiftet 1772 von „Pinnig, Baurath zu Heuglingen“.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)