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auch sind hier mehrere Fenster und Thüren vermauert. Ein schöner, großer Keller, in der ganzen Größe des Schlosses sich ausdehnend mit Tonnengewölbe, befindet sich unter demselben; ein rundbogiges Thor führt von Süden dazu. Nordwestlich vom Schloß, jenseits der nach Züttlingen führenden Straße, befindet sich der schöne, ca. 10 Morgen große herrschaftliche Garten und Park mit prächtigen Kastanienbäumen und hübscher Raubuchenallee. Derselbe enthält 3 kleine, künstlich angelegte Weiher, welche abgelassen werden können.

Das sehr gute Trinkwasser im Ort wird von 3 laufenden und 2 Pumpbrunnen geliefert und in hölzernen Teucheln zugeführt. Durch die vielen starken Quellen, welche sich auf der Markung nördlich vom Ort befinden, ist derselbe überreichlich, wie kein zweiter im Bezirk, mit Trinkwasser versehen. Im Ort ist auch eine Wette angelegt. Die Markung wird in ihrem südlichen Theil von dem Kocher berührt, der im Frühjahr zuweilen austritt, ohne Schaden zu thun; an der Ostgrenze der Markung fließt in südlicher Richtung der Roßbach. – Durch den Ort führt von Neuenstadt nach Züttlingen die Staatsstraße; dieselbe überschreitet unterhalb Bürg auf schöner steinerner Brücke den Kocher; ein gewaltiger Bogen überspannt den Fluß, ein kleinerer, die Dammdurchlaß, ist auf dem rechten Ufer. Die Unterhaltungspflicht dieser Brücke hat der Staat.

Die Erwerbsmittel der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht. Handwerke sind fast nicht vertreten; es gibt nur einen Krämer, 2 Schildwirthschaften, so daß sich das Dorf mit seinen Bedürfnissen an das nahe Neuenstadt wenden muß. Eine kleine Mühle mit einem Mahl- und einem Gerbgang ist vorhanden. Neben einzelnen wohlhabenden Familien gibt es viele Taglöhner, da der Gutsherrschaft 2/3 der Markung gehört.

Die Markung, von mittlerer Ausdehnung, im Ganzen 1594 Morgen enthaltend, erstreckt sich schmal und in die Länge gezogen zwischen der Kocherthürner und Gochsener Markung; südlich, wo sie auf einer kleinen Strecke den Kocher überschreitet, stößt sie an die von Neuenstadt. Im südlichen Theil enthält sie das Thal des Flusses, steigt aber nach Norden zu hochgelegenen Feldern an. Die Gutsherrschaft besitzt von der Markung ein Areal von 1256 Morgen, wovon nach dem Theilungsvertrag von 1856 die Michelfelder Linie den Wald (ca. 243 Morgen) erhielt, die Gemmingen-Treschklinger die übrigen Güterstücke mit 1003 Morgen (s. u.). Von den Ortseinwohnern

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0315.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)