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überlassen ist. Eigene Güterstücke besitzt sie ca. 10 ha, deren Pachtertrag sich auf ca. 800 M. jährlich beläuft.

Die Rindviehzucht ist sehr ausgedehnt, der Viehschlag eine glückliche Kreuzung des hällischen und Neckarschlags.

Ein Frachtfuhrmann ist im Ort, der nach Heilbronn fährt.

Märkte finden jährlich 2 statt, beide ohne Bedeutung, im Frühjahr ein Viehmarkt, im Herbst ein Vieh- und Krämermarkt.

Stiftungen. Der Geldgrundstock der Stiftungspflege beträgt 13.985 M. 44 Pf. Außerdem besteht eine öffentliche Stiftung für Armenzwecke im Betrag von 1577 M. 14 Pf. (zum Theil von Herzog Ludwig und Prinzessin Charlotte); eine zweite für kirchliche Zwecke im Betrag von 735 M. 72 Pf.

Um dem wucherischen Treiben zu begegnen, ist neuestens eine örtliche Hilfs- und Darlehenskasse mit einem Stammkapital von 20.000 M. errichtet worden.

Alterthümer. Auf dem unterhalb des Ortes gelegenen, auf 3 Seiten von der Brettach umflossenen Hügel stand nach der Ortstradition eine Burg der Herren von Rödern, welche in alten Zeiten Besitzer des Orts gewesen sein sollen. Spuren von dieser ehmaligen Burg sind kaum noch zu erkennen.

Flurnamen, die von historischer Bedeutung sind: Seligenau (früherer Begräbnißplatz); ein Wiesengrundstück heißt „Judenkirchhof“, dann „Mörtelgasse“. Ferner fand man auf der Ackerflur „Bummler“ oder „Steinsfelderweg“ einen roh gehauenen Sandsteinsarg, darin Asche und gebrannte menschliche Gebeine. – Auf der Flur „Schleifmühl“, am Rödernberg, stand vor alter Zeit an der Brettach eine Mühle. Von dem Steinbruch und vom sog. „Himmelreich“ hat man schöne Fernsichten, von ersterem ins Weinsberger Thal und auf die Löwensteiner und Waldenburger Berge, von letzterem ins Kocher- und Neckarthal.

Brettach ist vom Brettachfluß, alt Bretach, Brethach, Breitaha genannt, welcher entweder von brechen, reißen, tosen, oder von breit breit, breite Ebene, den Namen führt. Da auch der weiter oben im Brettachthal gelegene Weiler Brettach, Gemeinde Maienfels, seinen Ortsadel hatte, (Beschr. d. OA. Weinsberg S. 288), ist es schwer, die älteren Nachrichten über beide Orte auseinander zu halten. Mit diesem Vorbehalte werden unten die älteren Regesten mitgetheilt. Dem geschichtlichen Nachweis entzieht sich die oben erwähnte Benennung der Burg Rödern und die Sage von den Herren von Rödern, daß sie Deutschordensritter gewesen

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0306.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)