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2 Wappen, das eine mit Schrägbalken, das andere mit fischarmigem Fräulein, und der Inschrift: Anno domini 1601 Melcher Greiner. Innen im Wirthschaftszimmer hübsche Steinkonsolen. Von älteren Häusern nennen wir noch das Gasthaus zur Sonne, erbaut 1602/3, bis 1815 Staatseigenthum, und das Haus auf dem Rothenfelsen vom Jahr 1574, auf seinem First ein Storchennest.

Gutes Trinkwasser liefern dem Ort 7 laufende Brunnen und 14 Pumpbrunnen, davon nur 2 Gemeindebrunnen. Es ist nur eine kurze Leitung mit hölzernen Teucheln vorhanden. Die Markung ist reich an Quellen: im Ort selbst ist der sog. Kleinertsbrunnen, außerhalb der Lutzenbrunnen, Mörtelbrunnen und Goldbrunnen.

Markung und Ort werden berührt von der Brettach, die im Süden des Orts ein ansehnliches Wiesenthal bildet; das Flüßchen tritt namentlich im Frühjahr häufig aus, indessen ohne größeren Schaden zu verursachen, vielmehr werden nicht selten die Wiesen durch den zurückbleibenden Schlamm gedüngt.

Durch den nördlichen Theil der Markung führt die Staatsstraße von Neuenstadt nach Öhringen; von dieser zweigt auf der Gochsener Höhe eine Vizinalstraße von Kochersteinsfeld kommend südlich ab nach Brettach; vom Ort führen Vizinalstraßen nach Langenbeutingen und Cleversulzbach. Über das Flüßchen führen 2 kleinere steinerne Brücken und 2 hölzerne Stege, sämmtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner, gesund und kräftig, (3 gegenwärtig über 80 Jahre) sind fleißig und betriebsam; theilweise wird Ordnungs- und Friedensliebe vermißt.

Die Erwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht (Mastvieh), Wein- und Obstbau. Daneben sind aber fast alle Kleingewerbe vertreten, besonders Glaser; es bestehen 8 Wirthschaften, worunter 1 Bierbrauerei und 3 Schildwirthschaften. 3 Kaufleute und 2 Krämer sind im Ort; ferner eine Mühle mit Gerbgang und 3 Mahlgängen, sowie 1 Ziegelei.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind großentheils günstig und geordnet; der größte Grundbesitz beträgt 70–80 Morgen, der mittlere ca. 15, der kleinste 3–4 Morgen.

Die Gemeindemarkung hat die beträchtliche Ausdehnung von 4288 Morgen (= 1351 ha); davon sind 2039 M. Acker, 158 M. Weinberge, 479 M. Wiesen, 1360 M. Wald. Der Boden ist fruchtbar, 3/4 warm, 1/4 hitzig; vorherrschend ist guter,

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)